Drei Tage später sitze ich schon im Fährterminal in Helsinki und warte auf den Check-In.
Nach dem Auschecken in Tornio hatte ich noch etwa 12h bis zur Abfahrt des Nachtzugs, hab den Tag gut rumgekriegt und war etwa 21 Uhr am Bahnsteig. Und, ein gutes Zeichen: ich war nicht allein dort 🙂 Mal abgesehen von den Mücken waren auch noch andere potentielle Fahrgäste dort, kurz vor Einfahrt des Zuges etwa 10.

Irgendwo in der VR-Matkalla-App hab ich auch gefunden, in welcher Wagenreihung der Zug einfährt und wusste, dass ich recht weit vorne stehen sollte. Die Wagen sind bunt zusammengewürfelt, hier fährt der Zug noch mit Diesel, irgendwo unterwegs haben sie dann noch was an- und abgehängt, eventuell sogar Autowagen.
Die drei Doppelstock-Schlafwagen waren bei weitem nicht ausgebucht, es war sehr viel Platz vorhanden. Es gibt einen unteren Seitengang (nur Schlafabteile) und einen oberen (Abteile mit Dusche/WC) und noch jeweils Abteile über den Drehgestellen, wovon ich auch eins hatte. Ganz offiziell kann man Haustierabteile buchen, auch das hatte ich, d.h. man sollte da keine Allergien haben und es gibt einen Napf mit Tuch und Wasser für den Hund.
Die Betten sind deutlich länger als in den Nightjets oder auch in Schweden/Norwegen, und der Fahrkomfort war super — kann natürlich auch sein, dass es weniger Weichen und Abzweigungen gibt, wo Seitenkräfte auftreten. Am Morgen war ich noch im Restaurantwagen zum Frühstück — genauso sollte es sein, gut geschlafen und entspannt angekommen. Ich hätte auch schon eher aussteigen und einen IC Richtung Helsinki nehmen können, dann wäre ich eher da gewesen, aber ich hatte sonst nichts weiter vor und es war eh Regen angesagt.
Restaurantwagen mit Aussicht Die Lok sieht nicht nur zufällig aus wie eine SBB 460: https://locomotive.fandom.com/wiki/SBB-CFF-FFS_Re_460
Völlig planlos bin ich erstmal durch Helsinki gelaufen, ziemlich viel Autoverkehr, ein paar Sehenswürdigkeiten, viele Touristen, viele Sprachen und russische Einflüsse. Und Dauerregen, aber nicht besonders stark, die Regenjacke hat gereicht.
Für den ÖV hatte ich mir auch direkt ein Ticket geholt, und das war der einzige Bezahlpunkt, wo ich nicht mit dem Chip im Armband kontaktlos bezahlen konnte — weil das halt ein alter Ticketautomat ohne Kontaktlos-Leser war. Auch in Helsinki (wie in Stockholm/London) gibt’s die Möglichkeit, direkt seine Kreditkarte als Fahrausweis zu nehmen und damit zu bezahlen. Auch hier blöd: man kann nur Einzelfahrten kaufen und bekommt die dann auch alle einzeln abgerechnet, anstatt dass man die aggregiert (man hat ja einen KK-Identifier) und hinterher den günstigsten Tarif berechnet. Meine 48h-Fahrkarte hat 15 EUR gekostet, dafür kann man schon ziemlich weit fahren, inklusive Schiffsverkehr zu vielen Inseln. Irgendwo wollte mir so ein Gratis-Zeitungsverteiler eins seiner Blätter andrehen, was ich ihm aber auf Norwegisch mit “ich verstehe leider kein Finnisch” abgelehnt habe und er hat’s verstanden 🙂
Die zwei Übernachtungen habe ich im Eurohostel gebucht, Zweierzimmer mit Dusche/WC auf dem Gang. Und in Finnland hat eh jedes Hotel eine Sauna, so auch diese Jugendherberge. Also morgens Frühstück und dann in die Sauna, das hat auch was. Gegen Mittag (12.06.) hörte der Regen auf und es wurde direkt sonnig, also hab ich mich für die Festungsinsel Suomenlinna (Schwedenburg, Sveaborg) entschieden. Ab aufs Schiff, mit vielen anderen Touris, dort Cacherundgang und jede Menge Graugänse, die dem Vernehmen nach irgendwann mal aus dem Korkeasaari (Zoo Helsinki) entflohen sind und grad alle Jungtiere hatten und dementsprechend aggressiv waren, wenn man ihnen zu nahe kam.
Federvieh mit Nachwuchs (1) Federvieh mit Nachwuchs (2) Überall Festungsanlagen. Alte Wirtschaftsgebäude, alles noch genutzt. Mehr Festungsanlagen. Capture-The-Flag, super Spiel, diverse Nationen haben das hier schon gespielt 🙂
Am Abend war ich wieder auf dem Festland und bin nur noch ins Bett gefallen. Für den 13.06. (heute) war nur Frühstück, Sauna, auschecken und Essen einkaufen angesagt, danach die 20km Wegstrecke bis in den Nordseehafen (Hansaterminaali), wo die Fähre nach Travemünde ablegt. Da liegen Gleise bis hin, aber am Ende muss man in den Bus umsteigen. Die Metro hat im Sommer auch Brückenarbeiten, so dass man sogar schon in Itäkeskus von der Metro in den Ersatzbus umsteigen muss.
Also folgt jetzt die gebuchte 30stündige Fährfahrt Helsinki-Travemünde mitten durch die NATO-Übung.