Tromsø (3)

Ich hatte von Dienstag bis Samstag Glück mit dem Wetter, denn am Sonntag war es wirklich zum Drinbleiben. Ich war im Wesentlichen nur mal zum Aufladen der rollenden Batterie draussen, wieder am Depot von Tromsø Taxi 1.5km weiter nördlich.

Mit wie üblich genügend zeitlicher Reserve (also “einen Takt früher”, Abflug war 11:45 Richtung CPH) bin ich am Montagmorgen zur Tür raus und dachte beim Anblick der Parklücke noch so, dass ich da schon noch mit Schwung ausparken müsste, um nicht auf der Schneemade hängenzubleiben, die der Schneepflug zusammengeschoben hatte. Alternativ hätte ich auch mit der Schneeschaufel freiräumen können. Naja. Beides nicht gemacht, und da ich wegen Querverkehr nicht mit Schwung rausfahren konnte, blieb die Dose mit vier Rädern in der Luft auf der Schneemade (jetzt mittig unterm Auto) hängen und bewegte sich null. Wie so ne Schildkröte auf dem Rücken. Ein paar Versuche mit der Schneeschaufel hab ich noch unternommen, aber die Assistenzfunktionen des Autos, die dann jegliche Radrotation gleich abwürgen, wenn die Räder keinen oder zu wenig Bodenkontakt haben, waren äusserst hinderlich.

Ein LKW-Fahrer meinte, dass da nichts zu machen sei, ich solle mal 150m weiter laufen, da wär ein Assistenzdienst. Da war aber keiner, nur jede Menge Autokram. Bin also bei Tesla reingelaufen, hab denen das Problem geschildert und der hat mir gleich die Nummer von Tromsø Assistanse (AAA, ADAC, TCS, RACV, NZRA, name your country) gegeben. Dort hab ich angerufen, der kam zehn Minuten später, hat sich das angeschaut und dann direkt mal das Abschleppseil an der Felge festgebunden, kurz die Seilwinde drehen lassen, fertig 🙂

Noch lustiger war dann, dass ich mit einem Bezahlterminal gerechnet hatte — aber nein, so wie die Mautgebühren, Fährgebühren, Parkgebühren, Blitzergebühren (Sektorgeschwindigkeitsmessung!) läuft das alles ganz direkt und einfach übers Autokennzeichen, das er schnell fotografiert hat, dazu noch den Kilometerstand, und ich konnte direkt abfahren. Mal schauen, was Hertz da noch aufschlägt, die Rechnung steht noch aus.

Jedenfalls war ich ursprünglich 08:30 Uhr draussen und konnte jetzt 09:15 Uhr abfahren, war immer noch deutlich über 2h vor Abflug am Flughafen und bin die belastende rollende Powerbank endlich wieder losgeworden. Nächstes Mal dann nur ÖV.

Apropos Gebühren: ich hab hier ja zufällig “Asterix bei den Schweizern” auf Norwegisch gesehen (neue Ausgabe) und hier folgt der Direktvergleich derselben Szene in FR, DE und NO. Während die französische Originalversion und die deutsche Übersetzung noch sehr wörtlich und auch mit derselben Anzahl (5) von Abgaben dargestellt sind, verdoppeln sich in der norwegischen Version gleich mal die Abgaben auf zehn verschiedene, dazu noch mit Ellipse. Der Übersetzer hatte da eine ordentliche Portion Ironie am Start.

Tromsø (2)

Ich find die Lichtverhältnisse hier sehr praktisch. Man muss sich morgens nicht beeilen, um den Sonnenaufgang mitzubekommen und nach dem Mittagessen kann man eigentlich gleich wieder ins Bett gehen. Gestern und heute waren das jeweils 12km zu Fuss durch den Schnee, neben gespurten Loipen, gut begehbar mit Spikes und Aussicht.

Die zwei Buslinien, die mich hier heut ständig umfahren haben, haben einen 10min-Takt plus einen 30min-Takt, dazu noch die Gegenrichtung, da kam echt sehr viel Verkehr zusammen (sonst aber kaum was los). Das nächste Mal gibt’s einfach die Wochenkarte für 25 Fr. für die gesamte Zone (die ist ungefähr 50x70km gross), da muss ich auch nicht immer von A via B nach A laufen, sondern kann auch mal von A nach B fahren und dann nach A zurücklaufen.

Zum Nordlichter-Schauen hab ich auch ein paar Stellen gefunden, da fehlt nur noch klarer Himmel, wonach es bis zur Abreise am Montag nicht aussieht (Montag mit 25mm Niederschlag). Der Schnee heute war gern mal tiefer als meine Gamaschen hoch waren, aber meist gut begehbar und verdichtet.

Als Velo-Optionen im Alltag würden sich hier auch Trikes wie ein Gekko26 ganz gut machen, mit breiten Spikereifen und dazu noch E-Unterstützung. Aber auch normale E-Bikes fahren hier schon genug rum und es wirkt ganz normal.

Tromsø (1)

Die Probezeit ist beiderseits erfolgreich überstanden, das Überzeit- und das Überstundenkonto sind gefüllt und möchten abgebaut werden. Zuviel Sonne ist ungesund, also dann doch mal wieder Richtung Norden 🙂 ZRH-OSL-TOS war die Flugstrecke, und das war mir trotz vorhandenem Interrailpass dann doch lieber, als wieder drei Tage unterwegs zu sein. Vor Ort ist es diesmal ein Elektroauto, weil der billigste Verbrenner schon doppelt so viel gekostet hätte und ich auch gar keine grossen Strecken fahren wollte. Auf dem Hinflug gab’s ab etwa der Breite von Bodø immer weiter zunehmendes Nordlicht am Himmel und die Lofoten waren links auch gut zu sehen. Danach dann Schneesturm.

Tromsø fühlt sich wie eine ziemliche Grossstadt an, was zwar bei den Menschenmengen Nachteile bringt, aber bei der Infrastruktur auch Vorteile. Erstmal gibt es ein Mautsystem, was ganz einfach, automatisch und unmerklich die Zonenübergänge innerhalb der Stadt registriert (Kameras) und hinterher abrechnet, inklusive Peak-Pricing, wo dann die Durchfahrt 42 statt 14 NOK kostet. Guter Preis, gutes Prinzip, die Strassen sind trotzdem voll, also ist es zu billig. Dann gibt es auch einen ziemlich guten ÖV mit Bussen, die häufig in alle Ecken fahren, also im Prinzip wäre es ohne Auto sogar einfacher und günstiger gewesen.

Bei der Unterkunft bin ich bei den Total Apartments gelandet, das ist quasi das Äquivalent zu einem Motelzimmer, direkt über dem Supermarkt.

Der Schnee liegt überall zusammengeschoben herum, oder wird von Sattelschleppern und Kippern direkt ins Meer geschoben, weil sonst gar kein Platz mehr da ist. Die Strassen sind festgefahren und/oder vereist, alle fahren mit Spikes, alles kein Problem, wie auf den Lofoten ja auch. Gegen 10 Uhr gibt’s laaaaaangsam etwas Morgendämmerung, gegen 11:30 wohl etwa das Helligkeitsmaximum, ab 13 Uhr dämmert es wieder und ab spätestens 14:30 Uhr ist es wieder nachtfinster.

Um mal Schweizer Seilbahnen zu fahren, bin ich auf den Fjellheisen hochgefahren, das ist sowas wie der Aussichtsberg auf etwa 400m.o.h. Schneesturm inklusive, das Seilbahnsystem hat damit kein Problem und sogar höhere Preise als daheim. Vielleicht laufe ich noch mal da hoch, Stirnlampe und Schneeschuhe hab ich dabei. Die Aussicht ist jedenfalls brauchbar:

Das Ladeproblem mit dem Auto hab ich nach etwas Herumprobieren und -suchen auch lösen können. Die Elton-App, die es ermöglicht, an ganz vielen verschiedenen Stationen (mit CCS-Stecker) zu laden und zu bezahlen, ging erst, nachdem ich den Google Play Store auf meinem Un-googled-smartphone installiert und aktiviert hatte, und auch dann gab es nicht sehr viele öffentliche Ladesäulen — private Anschlüsse hingegen an jeder Ecke. Nach ein paar Versuchen hatte ich dann passende gefunden — wenn ich überlege, dass da 30kW durch die Leitung in die Batterie gehen und dass das mehr ist, als mein Haus überhaupt Anschlussleistung hat, wird einem schon anders. Bei 25-30kWh pro 100km und einem kWh-Preis von 5-6 NOK pro kWh ist das auf dem gleichen Niveau wie Verbrenner, und auch sonst ändert es ja nicht viel, ausser dass man länger an der Tanke steht.

Ganz witzig ist, dass ich hier ganz neu eine Weihnachtsausgabe von Asterix gefunden habe, wo sie “Asterix bei den Schweizern” und “Asterix auf Korsika” auf Norwegisch übersetzt haben, und zwar kulturell ziemlich treffend mit landestypischen Abweichungen zum Original.