Eigentlich dachte ich ja, dass man bei einem Kochfeld keine Anleitung braucht, und für die meisten Funktionen stimmt das auch. Aber der minutengenau einstellbare Abschalttimer spart mir tatsächlich externe Wecker und ist auch noch halbwegs schnell konfigurierbar pro Kochfeld. Womit ich als fringe benefit aber gar nicht gerechnet hatte, ist, dass das Kochfeld eine Verbrauchsmessung hat:
Grad vorher hatte ich noch drüber nachgedacht, den Stromverbrauch der zwei Kochfeld-Phasen mit je einem Sonoff PWR3 zu messen und dann über zwei oder drei weitere Sonoff-Relais automatisch die Abzugshaube je nach Kochfeldleistung regeln zu können. Man kommt echt auf dumme Ideen, einfach weil’s geht.
Ein paar neue Töpfe brauchte ich noch und bin zu diesem Zweck mal in den Fabrikladen nach Rikon (Symmetrieminute 58:30 bzw. 28:30, sehr einfach zu merken, das ist quasi eine Thurbo-Begegnungsstätte) gefahren, wo ich aus gutem Grund sonst nicht reingehe: das ist wie Transa-Outlet oder ein gut sortierter Veloladen, Werkzeugladen oder ein Bäcker, ich find immer was. In der recht klappernden Wühlecke hatten sie auch noch günstigere Hotpans* herumstehen, das sind Kochtöpfe mit einem zugehörigen Thermobehälter. Die Idee ist, dass man das Essen erhitzt, den ganzen Topf in den Thermobehälter stellt und das dann mit wenig Wärmeverlust weiter/fertig gart. Ich vermute, früher hat man sowas mit Daunendecken und Kopfkissen gemacht. Die Thermobehälter kann man auch sonst als Schüsseln oder Regenhut verwenden, und dass sie nicht dreimal denselben Gelbton hatten, war mir egal. Das Prinzip hat jedenfalls mit Poulet, Kartoffeln und Erbsen wunderbar funktioniert.
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Drei Hotpans (die sollten sonst aber nicht auf dem Herd stehen).
Das ergibt insgesamt 100 Fr. fürs Kochfeld, 257 Fr. für die drei Hotpans, abzüglich 50 Fr. für das schon tutti-verkaufte Fissler-Topfset, und dazu noch bisschen Thurbo gefahren. Glatte Ledersitze in einer spurtstarken S-Bahn, immer wieder faszinierend, wie man da runterrutscht (1.Klasse-Problem).
*das gibt lustige Autokorrekturen, wenn man das Wort in der Bildersuche verwendet
Wenn man so am Herd steht und merkt, wie die Herdplatte bei nicht voller Leistung ständig an- und ausschaltet, macht man sich ja so seine Gedanken, ob das dem zukünftigen Wechselrichter im Batteriebetrieb so gefällt, wenn er ständig von 200W Grundlast auf 1.5 oder 2kW raufregeln und dann wieder runterregeln darf. Irgendwie sind gleichmässige Belastungen da doch schöner. In diesem Fall lässt es sich nur nicht mit 14 Gängen und zwei Kettenblättern plus Liegesitz lösen. Zusätzlich hatte ich im Januar in Leknes im airbnb auch ein Induktionskochfeld und das hat mich ziemlich überzeugt puncto nicht vorhandener Anfangsträgheit und sehr schnell ansprechender Regelung. Bei IKEA hatte ich zufällig auch noch ein Feld mit Wrasen-Absaugung nach unten gesehen (wodurch die hässliche Luftfilterhaube weg könnte), aber die passt leider bei mir nicht mehr in den Schrank rein. Die Neupreise für Felder von V-ZUG, Miele oder Siemens liegen gut vierstellig, das wäre mir etwas zuviel gewesen. Auf tutti gibt’s haufenweise sehr (!) günstige Gebrauchtfelder, der Trick ist dann nur, dass man genau die Gerätenummer rauskriegt, damit man mit der Anleitung des Herstellers zu den Abmessungen kommt. Den Arbeitsplattenausschnitt kann ich ja nicht unendlich vergrössern, idealerweise muss ich ihn gar nicht verändern.
V-ZUG hat eindeutig den besten Handbuch-/Anleitungsservice, nur deren Kochfelder passen bei mir nicht. Daher ist es jetzt ein Siemens iq700 geworden, das bei Tests auch recht gut abgeschnitten hat. Neupreis irgendwo zwischen 1500 und 2000 Fr. plus Einbau — abgeholt hab ich es heute in Muhen für 100 (!) Fr. im Seesack, bei dem ich genau wusste, dass das Kochfeld exakt reinpasst (carry shit olympics). Der Verkäufer hat es mit einem anderen ersetzt, weil seiner Frau (!) beim Putzen (!!) die Oberfläche des Kochfeldes nicht gefallen hat (!!!). Öhm, ist das diese spätrömische Dekadenz im Aargau? Mir soll’s recht sein, bin wegen Verspätung des IC ab Zürich mit dem IR75 via Frauenfeld heimgefahren und war 22 Uhr mit dem unbeschädigten Kochfeld im Hänger wieder daheim.
Erstmal hab ich mit dem alten Kochfeld noch schnell das bestätigt, was ich schon wusste: dass das Kochfeld zum Erreichen einer geringeren Leistung als 100% eine Art Pulsweitenmodulation anwendet, weil es nur an oder aus kann. Das sieht man schön hier: um 22:05 ein grösseres Kochfeld auf voller Leistung, um 22:10 Uhr ein kleineres (1.2kW) erst auf voller Leistung, dann ab 22:12 auf Stufe 5 und ab 22:15 auf Stufe 1. Wenn ich nicht nur alle fünf Sekunden abtasten würde, wären die Flanken noch etwas steiler.
Danach ging’s los: altes Kochfeld raus (das war nur reingelegt, nicht mal verklebt), das furchtbar verbastelte Durcheinander in der Verteilerdose erstmal bereinigt, mit Wago-Klemmen versehen und dann das neue Kochfeld testweise angeschlossen — läuft.
Es folgt der Test, welche der Töpfe noch funktionieren und welche nicht. Ergebnis: nur das Fissler-Topfset von ca. 2006 tut nicht, alles andere geht. Bei identischen Startbedingungen (1l Wasser, 11°C) war das alte Feld nach drei Minuten auf 38°C, das Induktionsfeld ist da schon bei 86°C. Insbesondere die Startverzögerung entfällt fast vollständig, aber das wusste ich ja alles schon. Was ich noch nicht wusste, war die Kurve der Leistungsaufnahme, und nur dafür hatte ich ja schliesslich das ganze Feld gekauft 😀
Leistungsaufnahme Induktionskochfeld
Und das sieht tatsächlich viel schöner aus als beim alten Kochfeld.
23:07-23:10 Uhr: Boost-Stufe 2.5kW (Grundlast 200W auf der Phase abziehen)
23:11-23:18 Uhr: Stufe 1, Stufe 2, Stufe 3 (hier regelt es auch 0-1-0 mit PWM, vermutlich braucht das Magnetfeld eine Mindeststärke von 300W Leistungsübertragung oder so)
23:18 Uhr: Stufe 5
23:21 Uhr: vertippt auf Boost, wollte eigentlich Stufe 6
23:23 Uhr: Stufe 7
23:24 Uhr: Stufe 9
Es regelt also sehr linear, ohne permanentes Ab- und Zuschalten. Die Geräuschentwicklung ist akzeptabel. Also hab ich das ganze Feld nochmal rausgenommen, rundherum Fugenmasse druntergeklebt und das Feld wieder in den Ausschnitt gelegt. Das wird dann morgen noch sauber abgeschnitten, dann ist das gut.
Jetzt muss ich nur noch die Töpfe und das alte Kochfeld verklingeln und dann hat das Haus quasi wieder ein Upgrade bekommen. Ganz edel, aber verarbeitungstechnisch aufwendig wäre eine flächenbündige Montage (anderes Feld) gewesen und natürlich haptische Drehregler statt dem nervigen Herumgetippe mit meist feuchten und dreckigen Fingern, aber man kann ja nicht alles haben. Zeitaufwand Recherche: 4h, Abholung 6h, Kosten 100 Fr. (plus 74 Fr. 1.Klasse-Tarif, hüstel), Montagezeit 36 Minuten (hätte sicher unter 30min gehabt, wenn ich die Sicherung rausgenommen hätte, aber so war’s spannender), Nerdfaktor in Verbindung mit Leistungsmessung überdurchschnittlich. Jetzt mal schauen, was Kuhn-Rikon so hat, da geht die Kostenrechnung noch um einen Faktor nach oben 🙂