Zuletzt hatte ich Andreas Thiel in seinem eigenen Programm am 17.04.2014 gesehen, später 2014 noch mal bei Giacobbo/Müller und natürlich gab es auch Seitenhiebe gegen die kontroverse Schawinski-Sendung von 2014. Sein Programm war exzellent, lustig, satirisch, mit sehr viel Tiefgang und zum Nachdenken, wie immer halt. Schade, dass er seine Bühnenkarriere beendet, aber bei der völlig ungerechtfertigten medialen Hetzjagd, die nach der Schawinski-Sendung gegen ihn begann, absolut verständlich. Meine Sitzposition war in der Tonhalle Wil dort, wo ich dann auch bei der Regimentstochter im Orchestergraben sitze, nur eben zwei Meter höher.
Der Samstag versprach trockenes und sonniges Wetter im Süden und den üblichen Nebel und Niederschlag im Norden. Also stand eine Probefahrt vom Gotthard-Basistunnel an. Der ist ja jetzt auch schon anderthalb Jahre fertig, aber ich hab ihn noch nicht ausprobiert. Im 07:40-ICN ging’s von Wil nach Zürich mit einem kurzen Abriss übers Liegevelofahren an jemanden, der mir gegenübersass und meinte, dass seine Sitzposition im Segelflieger ungefähr gleich sei wie meine auf dem Liegevelo.
Um 08:32 ging’s auf den IC nach Süden, der sogar ein 1.Klasse-Veloabteil hatte. Vor mir im Abteil sass Carmen Walker Späh, unschwer zu erkennen, wenn man sonst halbwegs aus der NZZ informiert wird. Im Tunnel waren wir von 09:41:30 bis 10:03:30, was einen Schnitt von 155km/h ausmacht. Danach kamen die Ansagen auf Italienisch, wobei ich da schon gemerkt hab, dass mir Duolingo und bereits 400 Tage am Stück damit Italienisch zu lernen etwas beim Verständnis bringt.
Die Fahrt ging von Lugano Richtung Ponte Tresa, dann Richtung Westen zum Lago Maggiore, von Luino bis Laveno, wobei ich die fetten Steigungen verdrängt hatte, die ich da 2015 erfahren hatte. In Laveno stand direkt die Autofähre bereit (5 EUR für die Überfahrt), und es wurde kalt auf dem See, sobald ich im Schatten stand. Auf der Fähre war aber vorn gut Platz für mich, also hab ich mich in die Sonne gesetzt und mein Birchermüesli gelöffelt, aus der Glasdose mit echtem Besteck, nichts von wegen Gewichtsersparnis und so.
Auf der Westseite des Sees ging’s dann noch 60km Richtung Norden mit Ziel Bellinzona. Die Fahrt verlief grösstenteils im Schatten, da hatte ich schlecht geplant, aber es war noch erträglich mit den Temperaturen. Die Seepromenade in Ascona konnte ich grad noch in der Sonne fotografieren und durchfahren. Ich hatte auch schon das Navi mit Ziel Bellinzona an und begann, die nötige Geschwindigkeit für die Restrecke abzuschätzen, um den Zug um 17:40 zu erwischen. Das Kopfsteinpflaster in der Fussgängerzone in Bellinzona hat mich dann einfach nur noch genervt, aber ich fuhr zeitgleich mit dem Zug in Bellinzona im Bahnhof ein (und auch aus). Einsteigen, Velo aufhängen, umziehen, Füsse hoch 🙂
Lustigerweise war das genau derselbe Zug wie am Morgen, noch nicht mal gewendet, leicht erkennbar an den genau gleich defekten Türen, eine davon sogar beim grossen Veloabteil (was dann ziemlich sinnlos ist) — und es waren sogar teilweise dieselben Passagiere drin. Die zwei, die morgens mitgefahren waren, hatten einen Shopping- und Essentag in Lugano verbracht, während ich halt 100km Velo gefahren war. Immer diese Sonnentouristen 😀
Im Tunnel waren wir von 17:55:30 bis 18:16:50, was einen Schnitt von 160.3km/h ergibt. Lange Hosen hatte ich vergessen, also haben die Leute in Zürich beim Umsteigen und in Wil beim Aussteigen komisch geguckt. Jänu, mit dem Liegevelo ist das normal. Mit dem Gotthard-Basistunnel kann ich also morgens länger schlafen, wenn ich eine Tagestour im Tessin machen möchte, dafür hat sich das Lochbuddeln doch gelohnt.