Auf meiner morgendlichen Runde kam ich heute wieder beim Palm Drive durch auf dem Stanford-Campus und am Ende, wo es zum Caltrain geht, hörte ich plötzlich Polizeisirenen und direkt vor mir hielten quer zwei Motorräder. Ich hatte grad so halb eine rote Fussgängerampel überfahren.*
Seit heute ist Uber Movement zugänglich, eine Plattform für alle Fahrtdaten (anonymisiert), die Uber so ganz nebenbei sammelt, die aber zu ihrem Hauptgeschäft werden könnten. Ich hab mir das mal angeschaut, es ist eigentlich nur ein ganz gut aufbereitetes Dashboard, das auch erst für fünf Städte weltweit verfügbar ist.
Es sind keine Punkt-zu-Punkt-Daten, man sieht nur aggregierte Fahrzeiten nach Tageszeiten (morgens, mittags, abends, peaks, Wochentage) und in Bereiche eingeteilt, für Washington D.C. z.B. nach US-Census-Bereichen oder nach Verkehrsanalyse-Zonen. In der Schweiz könnten das Gemeindegrenzen, PLZ-Grenzen (4/6-stellig) oder irgendwelche anderen Zonengrenzen sein. Die einzige Kenngrösse, die man sieht, sind Fahrzeiten, man kriegt keine einzelnen Fahrten raus und auch keine Frequenzen (d.h. wieviele Autos von wo nach wo gefahren sind, wieviele Passagiere drin waren, etc.).
Jetzt kann man sich ja überlegen, was man damit anstellen könnte (auch mit den Rohdaten, Uber ist sicher für einen finanziellen Deal zu haben). Für die Verkehrsplanung wäre das sicher interessant, wenn man wüsste, dass ganz viele Autos am Dienstagmorgen von Zone X nach Zone Y fahren. Vor allem bekommt man die Daten viel einfacher und schneller als mit Verkehrszählungen und weiss wirklich Start und Ziel. Allerdings: es ist nur der Autoverkehr. Die anderen Daten kriegt man von den Verkehrsbetrieben oder, ganz neu und nicht nur in Zürich momentan nervig: OBike. Die stellen einfach den kompletten Verkehrsraum mit den Rädern zu, es gibt keine fixen Stationen und man kann sie irgendwo mieten und irgendwo wieder abstellen. Da sie geortet werden können, haben sie zumindest GPS und eine Stromversorgung und dürften zum Datensammeln dienen. Ich weiss noch nicht genau, was sie mit den Daten vorhaben, aber rollende Sensoren, die von den Leuten freiwillig und noch gegen Bezahlung (!) bewegt werden und vielleicht $100 im Einkauf kosten, sind ziemlich günstig. Wenn sie damit ein paar nette Dinge zeigen können und sich Städte überzeugen lassen, mit den gesammelten O-Bike-Daten was anzustellen, was sie sonst nicht können, kann das recht schnell ein profitables Geschäftsmodell werden. Bei unserem Mobiliar-eigenen Verleihsystem smide, das mit 200 (250?) Stromer-E-Bikes in Zürich vertreten ist, kann man auch einige interessante Sachen auswerten, aber es sind eben nur 200 rollende Datensammler statt tausende. Ich hab ja damals schon vorgeschlagen, einfach noch Temperatur-/Luftfeuchte-/Umgebungshelligkeit-Sensoren in die Räder mit einzubauen, das kostet im Vergleich zum Gesamtwert des Bikes quasi nichts und man bekommt interessante Umweltdaten dazu.
* Beim gestrigen Startup-Vortrag zum Storytelling (“Geschichtenerzählen” klingt nicht gut genug) war das erste Element jeder Story (Geschichte…) immer der vertical take-off. Das hab ich hier auch probiert mit der Polizeigeschichte. Die ging dann allerdings so weiter, dass mich die beiden behelmten und beuniformten Blaurotlichttöfffahrer direkt weiter in die Einbahnstrasse winkten, in die ich sowieso fahren wollte. Ich war etwas verdutzt und wusste nicht, ob sie das ernst meinten, aber habe ihnen Folge geleistet, nicht ohne dass sie mich angegrinst haben. Eine Unterführung und 500m später hab ich dann vorm Palo Altoer Rathaus einen ganzen Konvoi an Feuerwehr- und Polizeifahrzeugen gesehen und mich mal beobachtend danebengestellt. Irgendwann kam ein Cop auf mich zu und ich hab ihn dann gleich ausgefragt: sie machen ein jährliches Fundraising und besuchen dazu die Bürgermeister der umliegenden Städte.
Heute zum ersten Mal über 30°C gehabt. Morgen direkt auf 39°C, das hatte ich das letzte Mal nach dem Konferenzaufenthalt in der Biosphere II in Phoenix AZ im Mai 2010 und vielleicht kurzzeitig vor/in/nach Alice Springs 2013. Der Outpost hat Klima 🙂
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