Na toll, erst krieg ich keine Karte für die Aufzeichnung von The Big Bang Theory und dann krieg ich von der partiellen Sonnenfinsternis nichts mit. Ich hab wegen einer Nachdenkrunde vorm Bürohocken noch Geocaches auf dem Stanford-Campus besucht und mich gefreut, dass es auch 10:30 Uhr noch nicht so richtig sonnig war. Ja gut, da wäre ja die Sonnenfinsternis gewesen 🙂
Aber zurück zu den autonomen Fahrzeugen und einem anderen Aspekt, nämlich dem gesetzgeberischen. Dass man selbst zu fahrende Privatfahrzeuge ja einfach verbieten könnte, hatte ich schon mal bemerkt. Die Leute würden sich dann halt entsprechend anpassen, wenn die Alternativen gut genug sind. Eine Änderung für zugestaute Autobahnen, die eigentlich in die richtige Richtung geht, sind auch hierzulande Spuren für Fahrzeuge, die mit mehr als einer Person (=mindestens zwei, High Occupancy Vehicle) besetzt sind. Da der Zeitverlust im Stau recht drastisch sein kann, kann man einfach mehrere Leute in ein Auto setzen und dann die linke Spur benutzen, die für andere Fahrzeuge gesperrt ist. Aufbauend auf dieser gesetzgeberischen Verordnung entwickeln sich dann Dienste wie sameride.com, die eigentlich nur das technikbasiert umsetzen, was früher Fahrgemeinschaft hiess. Aber da Autofahren halt zu billig ist und viele Leute auch die verstandene Zeit im Stau nicht einrechnen, ist die Quote beim Carpooling schon ewig rückläufig. Solche HOV-Lanes gibt’s weltweit und sie funktionieren auch weltweit, das hatte ich schon 2010/2011 in Trondheim gesehen.
Jetzt der Brückenschlag zu autonomen Fahrzeugen: die werden immer so beworben, dass ja genau das Carpooling damit viel einfacher wäre. Ich befürchte allerdings eher, dass die verlorene Zeit von Einzel-Passagieren damit zu nutzbarer Zeit umgewandelt wird — wenn ich nicht selber fahren muss, kann ich ja in der Zeit arbeiten, Emails schreiben, Zeitung lesen, den Einkauf online erledigen, etc. und zwar mit voller Konzentration. Die Folge: wozu soll ich mein Fahrzeug mit jemandem teilen, wenn ich es mir auch leisten kann, allein unterwegs zu sein? Wenn die Leute ihre Komfortzone haben wollen, wird es ihnen egal sein, wieviele Ressourcen dazu notwendig sind. Und zack, werden aus Autobahnen ausgelagerte Büro-Arbeitsplätze. Wenn das die Vision für die Zukunft ist, auch gut, solange es nicht den Schweizer ÖV kaputtmacht. Es löst nur keine Probleme so, sondern verdrängt sie nur.
Eine interessante Situation für autonome Fahrzeuge gab’s heute auf dem Stanford-Campus auch noch: menschliche Verkehrsregelung, also ein Officer mit dem Zeigestab auf der Strasse, quasi wie am Central in Zürich. Da möchte ich schon noch sehen, wie diese Fahrzeuge damit klarkommen.
Die Leute passen sich aber erst an, wenn’s wehtut, zeitlich oder finanziell oder beides. Da kommt mir noch eine gute Idee für Tempoblitzer (mal abgesehen davon, dass man Warnungen davor verbieten sollte): Zeitstrafen wie in der Formel 1. Wer bei 50km/h 10 zu schnell fährt, muss zusätzlich zur finanziellen Bestrafung 2h eines normalen Arbeitstages absitzen und kann den Zeitpunkt nicht selbst bestimmen, am besten sehr zeitnah. In dieser Zeit gibt’s eine Isolationszelle ohne Kommunikation, nicht dass da jemand Homeoffice machen möchte. Man muss in der Zeit auch Ferien beziehen. Am Ende läuft das aber auch wieder auf lohnabhängige Bestrafung hinaus, nur ist die Lebenszeit ja eigentlich unsere knappe Ressource, nicht das Geld. Hier gibt’s sogar passende Schilder dazu wie A speeding ticket will make you late.
Seit ein paar Wochen gibt’s aber sogar in San Francisco autonome Shuttles, die kann ich aber leider nicht ausprobieren: Autonome Shuttles von Cruise. Nebenbei: die 4-Way-Stop-Regelung an den vielen Kreuzungen hier ist extrem ineffizient für Autos. Als Velofahrer halte ich da nicht an, sondern betrachte die Stop-Schilder einfach als Vorfahrtschilder: noch so eine Sache, die man autonomen Fahrzeugen erst einprogrammieren muss — wie exakt sind die Verkehrsregeln auszulegen? Ein mittlerer Effizienzgewinn von 50% wäre aber schon durch andere Beschilderung zu erreichen, weil dann nur noch etwa die Hälfte der Autos anhalten muss 🙂