Das Hotel war zwar billig (40 EUR pro Nacht), dafür gab’s auch bis nach Mitternacht Musik- und Feierlärm aus dem unter meinem Zimmer befindlichen Saal. Als ich morgens um 06:20 das Velo über den Gang geschoben hab, bin ich dummerweise zweimal an der Klingel hängengeblieben. Hoffe, ich hab niemanden geweckt 🙂 Ich selbst wurde durch das schreckliche Gebrüll der Vögel geweckt.
Die Strecke war klar. Aufwärts und dann wieder abwärts. In Monno hab ich bei einer der 15%-Steigungen schon gedacht, dass ich sicher nicht die ganze Zeit so fahren würde. Und es war dann auch wirklich fahrbar. Ähnlich wie beim Segeln, wo man gegen den Wind kreuzt, hab ich halt gegen die Strasse gekreuzt und bin in Schlangenlinien hochgefahren. Drum auch die Abweichung von mehreren Kilometern zwischen dem, was der radgebundene Tacho und dem, was das GPS gemessen hat.
Spassigerweise kam mir dann ein Radrennen in die Quere. Bzw. es war gut, dass ich so früh losgefahren war, weil ich dann schon oben war, als die Leichtvelofahrer ankamen. Die sollten mal ihr Werkzeug, ihre Verpflegung, ihre Bekleidung und den Stift zum Geocachen selbst mitnehmen, anstatt das alles tragen zu lassen, tststs. Ich hatte insgesamt 30kg Vehikelgewicht, die vermutlich nur 7 oder 8kg. Macht sich vermutlich beim Aufwärtsfahren doch bemerkbar. Aber man gewöhnt sich dran, genauso wie an grosse Steigungen. Heute hab ich mehrmals gedacht “hach, schön flach, die Strecke”, während der Forumslader noch 5% Steigung anzeigte.
Bis auf etwa 200m unter der Passhöhe bin ich im schattigen Wald gefahren und es wurde merklich kühler.
Oben hab ich Pause gemacht und auf trockenes Tenue gewechselt und zwei Geocaches gesucht und gefunden. Währenddessen wurde die (Ziel?)Durchfahrt aufgebaut und die Beschallung mit Musik ausprobiert. Eine grosse Wahl hatte ich bei der Weiterfahrt nicht, ich bin manchmal im Pulk mitgefahren, aber hab mich von der Ideallinie möglichst ferngehalten. Beim Abwärtsfahren hat sich das Gewicht gut bemerkbar gemacht und vor allem kamen die vielen extremen Steigungen mit 15-18%. Ich hätte mir eine dritte Bremse gewünscht, um die Wärme besser verteilen zu können. Aber da ich sowieso recht häufig am Rand stehengeblieben bin, um Fahrergruppen vorbeizulassen, war das weniger kritisch.
Der Giro d’Italia scheint hier auch alle zwei Jahre Station zu machen. Im Fernsehen sieht das irgendwie anders aus. Bei der Abwärtsfahrt beging ich an einer Kreuzung den Fehler, von der Tourstrecke abzubiegen auf eine vermeintlich unbefahrene Seitenstrasse. Das ging eine Weile gut und ich hatte freie Fahrt. Als mir dann aber Tourfahrzeuge von unten entgegenkamen, schwante mir Böses. An einer der nächsten Kurven wurde ich auch von der Polizei auf Italienisch angepflaumt (dem Tonfall zufolge), dass ich verdammt noch mal von der Strecke soll. Ja gut, hab ich halt da fünf Minuten gewartet, bis die Polizia weggefahren ist. Da ich aber schon zuviele Höhenmeter abwärts gemacht hatte, wollte ich nicht wieder in Tourrichtung hochfahren, sondern habe mich über etliche Kilometer mit ungefähr Schrittgeschwindigkeit dem Peloton ausweichend abwärts bewegt. Lustigerweise hat mich niemand angemotzt (wie auch, die hatten ja bei 15% Steigung gar keine Puste dafür), ich hab den Fahrer wiedererkannt (und er mich auch), der mein Foto auf Passhöhe gemacht hat und drei andere haben noch anerkennend auf mein Rad geschaut und gegrinst. Wohl selber Reisevelofahrer.
Die Tour selbst war der La Campionissimo mit etwa >1500 Fahrern, wenn ich die Webseite richtig interpretiere. Ich hab mich nur die ganze Zeit gefragt, wieso die nicht oben geblieben sind, wenn sie doch eh wieder hochfahren. Ich bin ja immerhin ohne Umweg von A nach B gefahren und nicht nur im Kreis. Faszinierend war aber die fast absolute Ruhe, auch wenn grad ein Pulk von Fahrern sich direkt neben mir die Strasse raufquält. Ausser Atembewegungen und ab und zu auch mal ziemlich penetrant knackenden Speichen war da nichts zu hören.
Zeit zum Fotografieren hatte ich genügend. Irgendwann bin ich dann auf eine Seitenstrasse abgebogen (die mir auch mein Routing so vorgeschlagen hatte) und dann war ich recht fix im Tal. Zwischendurch hab ich mal die Felgen kurz in einen Bach gehalten, aber gezischt hat es noch nicht.
Bis nach Tirano war es flach und genial gut ausgebaut und schnell zu fahren. Nur dass mir beim Briefkasten am Bahnhof eine verkackte Taube aufs Trikot gesch…… hat, war nicht so doll. Nuja, ausgewaschen und eingepackt und dann in den Zug Richtung Norden, wo jetzt wieder besseres Wetter ist als Donnerstag und Freitag 🙂
Der Track, aufgezeichnet vom Samsung J3 Duos: Monno-Passo-del-Mortirolo-Tirano.
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