Bei starkem Wind zieht’s irgendwo ins Auto rein. Das habe ich letzte Nacht festgestellt und mich ganz in den Schlafsack verkrochen, was erstaunlich gut geht. Heute folgten dann weitere 280km. Ich muss mal langsamer und weniger fahren, sonst bin ich ja gleich rum.
Am Morgen bin ich von der zugigen Parkposition auf Passhöhe zwischen Egilsstadir und Seydisfjördur noch bis in letzteres Dorf hinuntergefahren, um es mir in der ewigen Morgendämmerung anzuschauen. Gut, dass ich nicht da geschlafen habe, denn der penetrante Fischgeruch hätte mich schon genervt. Ab und zu kommen hier Fähren von den Färöer-Inseln an, heute kam aber nix.
Als die Briten Island 1940 erobert hatten, haben sie in der Bucht, in der der Ort liegt, passenderweise eine MG-Stellung eingerichtet, die die Bucht prima abdeckt. Natürlich war ein Geocache dran, sonst wär ich da gar nicht hingegangen.
Dann folgte eine recht lange Fahrstrecke und eine Sackgasse, die ich allein und ohne Allrad nicht überwinden wollte. Eigentlich wollte ich nach Vopnafjördur auf der kurzen Strecke via Hellisheidi, einer schönen steilen Passstrasse. Aber erst lag der Schnee neben der Strasse, dann auf der Strasse und dann über der Strasse. Die Aussicht war dort aber sehr schön.
Dann folgte eine recht eintönige Fahrt durch die grösste Wüste Europas, nur eben mit Wasser, aber absolut unwirtlich und unwirklich. Vielleicht war’s gut, dass die Sicht nicht so toll war bei dem Schneesturm. Jedenfalls war wieder kein Verkehr, nur ab und zu kamen ein paar Parkplätze mit Infos zu der Gegend. Das war wohl tatsächlich mal alles grün und bewachsen, bevor da ein Vulkan alles plattgemacht hat. Es gibt sogar zwei Bischofs-Landesteile (Bistümer), deren Grenze da durch die Wüste verläuft.
Nach der Wüste folgte dann die geothermale Region Myvatn, erst mit ein paar Dampfspuckern und heissen Schlammlöchern und später dann mit Kraftwerk und Schwimmbad.
Die blaue Lagune brauch ich jetzt nicht mehr, das hier reicht mir vollkommen. Aussentemperatur -5°C, 50km/h Windgeschwindigkeit, leichter Pulverschneeflug. Wassertemperatur etwa 40°C, Schwefelwasserstoffgeruch liegt in der Luft und es sind fast keine Leute zugegen. Nach einer Weile waren meine nassen Haare zu Eis erstarrt. Das Wasser im Becken (Tiefe: Kniescheibe bis Unterkiefer) ist schön geschichtet, unten relativ kalt und in der obersten Schicht ziemlich heiss. Da könnte mal ein Rührer rein. Oder eine Horde planschender Kinder. Preislich lag das Bad bei 22 Franken, soviel kostet der Säntispark in Abtwil auch und der ist nicht so abgelegen und einsam. Die blaue Lagune in Flughafennähe ist teurer und viel touristischer. Silberschmuck hatte ich nicht, den hätte ich ablegen müssen. Das Wasser hat nicht besonders nach irgendetwas geschmeckt, es war einfach nur schön heiss.
Mal schaun, wie die Nacht hier im windungeschützten Standort so wird. Das Auto wackelt manchmal, aber dafür hat’s nur -3°C draussen.