Fahrstilabhängige Versicherungsprämie

Ein logischer und längst überfälliger Schritt bei den Kfz-Versicherungsprämien wird jetzt auch in Deutschland von der Sparkassen-Direktversicherung getan: fahrstilabhängige Versicherungsprämien. Das gab es 2006 schon länger in England, als ich bei BT im Praktikum war. Aufzeichnungsbox ins Fahrzeug gesteckt, Fahrtstrecken aufgezeichnet, Daten ausgewertet und nach dem so errechneten Score bemisst sich dann die Versicherungsprämie. Natürlich sind dann alle Zeiten und Strecken komplett aufgezeichnet und der Versicherer hat prinzipiell Zugriff auf alle diese Daten und kann sie für gute oder auch für schlechte Zwecke verwenden. Noch zwei Stichpunkte dazu:

  • Selbst wenn die Vertragsbedingungen anderes sagen, werden früher oder später andere Institutionen wachsendes Interesse am wachsenden Datenberg zeigen. Genau das ist aktuell schon bei den LKW-Mautdaten im Gange.
  • Wenn die Versicherten sehen, dass der finanzielle Anreiz gross genug ist, werden genügend Leute auf dieses Modell umsteigen.

Die viel interessantere Frage, die ich mir da stelle (als pragmatischer Gegner jedweden motorisierten PKW-Individualverkehrs): wenn man sowieso schon alle Daten aufzeichnet und früher oder später auch die Behörden etwas davon haben werden, könnte man doch gleich einen klaren Umstieg auf das Mobility-Pricing machen. Kfz-Steuer und Mineralölsteuer werden abgeschafft, jeder, der eine fahrende Dose besitzt, kriegt mit dem Kennzeichen eine On-Board-Unit und der Preis pro gefahrener Strecke setzt sich aus dem Streckenpreis und der Fahrzeugmasse zusammen. Wer mit einem grossen und schweren Auto viel fährt, zahlt viel. Wer mit einem leichten und kleinen Auto viel fährt, zahlt weniger. Wer mit einem leichten und kleinen Auto ganz wenig fährt, zahlt auch ganz wenig. Und wer Velo fährt, zahlt gar nichts. Autofahren hat jedenfalls schon lange nichts mehr mit Freiheit zu tun, sondern mit enormer Einschränkung. In diesem Sinne bin ich auch prinzipiell gegen eine Maut in Art einer Pauschal-Jahresvignette, begrüsse aber trotzdem die mögliche Preiserhöhung der Schweizer Autobahnvignette von 40 auf 100 Franken (darüber wird demnächst das Stimmvolk entscheiden), weil Autofahren generell viel zu billig ist. Technisch ist jedenfalls die Vollerfassung jeder Fahrt problemlos möglich, Toll-Collect hat das ja, wenn auch mit Anlaufschwierigkeiten, inzwischen sehr gut im Griff.

Auch Pedelecs (“Elektro-Velos”) sind nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss, wiewohl ich durchaus schon eins hätte, wenn meine tägliche Pendelstrecke mehr als zehn Kilometer pro Richtung betragen würde. Mehr dazu gibt’s z.B. in der Fahrradzukunft.