Gerade las ich in der NZZ, dass die US-Notenbank vorübergehend einen halben Prozentpunkt mehr Inflation zulassen möchte, also dass nicht mehr 2% Inflation als Preisstabilität gelten sollen, sondern 2,5% als solche. Die können schon ziemlich gut rechnen beim Fed, denn mit nur einem halben Prozentpunkt mehr an zugelassener Inflation verkürzt sich die Dauer bis zur Halbierung des Wertes der Staatsschulden (Entwertung durch Inflation) gleich mal um sieben Jahre (von 35 auf 28 Jahre). Wenn man in der Zeit dann noch nur 1,5% Zinsen aufs Ersparte bekommt, wird das auch noch zusätzlich im Wert reduziert, ohne dass man es aktiv und schmerzhaft bemerkt. Geld selbst hat ja eh keinen Wert, wenn man dafür nichts kaufen kann, aber so ein kleines bisschen Logarithmus und Zinseszinsrechnung macht schon einige Wirtschaftsmeldungen verständlicher.
Passenderweise haben auch die deutschen Grünen und die SPD gerade den Gesetzentwurf der Regierung zur Entlastung der Steuerzahler von der kalten Progression abgelehnt, so dass der Einkommensteuertarif nicht wenigstens etwas der Inflation nachgeführt wird (um automatische Nachführung ging es ja sowieso nicht). D.h. da gibt’s dann den nächsten kleinen schleichenden Zahlbetrag für die Staatsschulden, wenn von nominellen Lohnerhöhungen nach Abzug von durch die Progression steigender Steuerlast und Inflation am Ende zwar laut Zahl mehr übrig bleibt, aber laut Kaufkraft weniger. Das Beste ist halt, dass sich das alles über Jahre oder Jahrzehnte hinzieht und man davon fast nichts merken wird. Da sind doch durchaus mehr clevere Rechner in den Parteien als erwartet, ob mit oder ohne Wahlkampf im Nacken.