Katzenjammer in Dornbirn

Marianne, Anne-Marit, Solveig, Turid

Gestern ging’s zum genialen Konzert von Katzenjammer nach Dornbirn, direkt hinter der Grenze in Österreich. Die Location (Conrad Sohm) war leider verräuchert, aber das Konzert war klasse. 75 Minuten abwechslungsreiches Programm, 15 Minuten Nachschlag, die Instrumente wurden zwischendurch fast alle quergetauscht, so daß jeder mal alles spielen durfte. Ein paar einstudierte deutsche Worte gab’s auch, und als jemand aus dem Publikum Anne-Marits Wortschatz ein weiteres deutsches Wort zum Lernen zurufen sollte, war das “Kaiserschmarrn”. Nunja, Österreich halt 😉 Ich glaube, ich sollte mir die Frauenband mal in Norwegen anhören, denn auf heimischer Scholle spielt es sich eigentlich immer anders. Naheliegenderweise kann man auch nur mit Namen oder Körperattributen eine bestimmte Frau referenzieren, denn “den Schlagzeuger” oder “den Bassisten” gibt’s ja nicht.

FAZ-Artikel über Merkel

Unter dem Titel-Untertitel Der Politikstil der Kanzlerin — Das System M gibt’s bei der FAZ einen sehr gut geschriebenen Artikel zu lesen: FAZ-Feuilleton vom 02.08.2012. So richtig deuten kann ich den noch nicht, aber lesenswert ist er, vor allem, da er in der FAZ steht, die ich bisher immer als relativ merkelfreundlich in Erinnerung hatte. Im Prinzip ist er ja auch als Werbung für das Buch von derselben Autorin Gertrud Höhler gedacht: Die Patin: Wie Angela Merkel Deutschland umbaut.

A wie …

Was ich in Deutschland bisher nicht gesehen hatte oder einfach zu faul zum Beantragen war: Kreditkarten mit eigenem Design. Man lädt also ein eigenes Foto hoch und kann sich eine Kreditkarte mit diesem Foto fertigen lassen. Sieht bei mir beispielsweise jetzt so aus:

Dieses Design kam als Vorschlag per email, den ich per Anruf und Durchgabe einer mir zugesendeten ID bestätigen mußte. In dieser ID waren einige Buchstaben und Zahlen enthalten, die ich am Telefon per Buchstabiertafel (zwecks Vermeidung von Mißverständnissen) durchgeben konnte. Dummerweise ist mir immer nur das entsprechende Wort aus der NATO-Buchstabiertafel eingefallen und nicht das, was früher immer beim Glücksrad verwendet wurde. Irgendwo war jedenfalls ein “A” drin und der Bankmitarbeiter hat doch tatsächlich “A wie Adolf” buchstabiert, um meine Ansage zu bestätigen. Hach, endlich mal diese sinnlosen politisch korrekten Zwänge ablegen, da beginnt der Tag gleich mit einem Lächeln (nach dem Telefonat mußte ich erstmal laut lachen). Die Buchstabiertafel (insbesondere der NATO-Teil) ist genau darauf ausgelegt, daß einzelne Buchstaben verwechslungsfrei auch bei Störungen übermittelt werden können und in dem Fall ist A wie Anton genauso gut wie A wie Adolf.

Orchester

Mit dem Ende der (Schul)ferien beginnen auch wieder zahlreiche Kurse für die werktätige Bevölkerung. Für mich ist ab sofort der Montagabend für das Orchester reserviert. Sinfonische Besetzung, passendes Niveau, sehr nette Kollegen und Pultnachbarinnen, sympathischer und dennoch durchsetzungsfähiger musikalischer Leiter, und eine gute Probendisziplin, die zwar mangels der möglichen disziplinarischen Konsequenzen (Vorgesetzte! 🙂 )nicht an die beim Stabsmusikkorps heranreicht, aber dennoch um Größenordnungen besser ist als im Akademischen Orchester in Magdeburg. Das nächste Konzert ist am 06.01.2013, mit einigen kleineren Besetzungen und Konzerten um Weihnachten herum.

Beim Orchester wäre ich noch vor drei Monaten hoffnungslos untergegangen, weil ich vom Schweizerdeutsch nichts verstanden hätte. Das ist aber inzwischen mit deutlich weniger Konzentration zu verstehen und meistens komme ich auch bei Gesprächen mit. Die natürliche Sprache ist mit dermaßen viel Redundanz gesegnet, daß man auch mit meinen vielleicht 80% Textverständnis ganz gut mithalten kann. Immerhin kriege ich jetzt schon ziemlich gut die gehörten Worte voneinander getrennt, das hilft enorm viel. Der Rest ist dann fast nur noch Vokabelverständnis und der doch recht große lokale kulturelle Hintergrund, der mir noch fehlt.

Uzwil-St.Gallen-Rorschach und retour

Statt auf den Säntis zu fahren, von dem aus heute sowieso nichts zu sehen gewesen wäre, sind wir mit dem Rad von Uzwil über Flawil, Gossau, St. Gallen bis nach Rorschach gefahren. Nicht zu warm, nicht zu kalt, gegen Sonne kann ich mich schützen und in St. Gallen war’s ziemlich leer in der Altstadt, dafür war in Rorschach am Wasser umso mehr los. Dabei ist zu erwähnen, daß der Rorschachtest mit der Stadt nichts zu tun hat, aber von einem Schweizer namens Rorschach erfunden wurde.

Inhaltlich okay, nur das Piktogramm ist lustig. a) wer sitzt so auf dem Töff? b) das Töff sieht aus wie eine Zündapp KS750 der deutschen Reichswehr

Ich finde, daß man in diesem Zusammenhang gleich mal testen sollte, wer von den deutschen Linken erkennt, daß das Schild eine Anspielung auf die Wehrmacht ist. Und wer’s erkennt, muß dann so konsequent sein und im Rahmen der mit dem Fall Nadja Drygalla in Deutschland vor kurzem wiedereingeführten Sippenhaft auch ausfindig machen, wer für das Piktogramm Modell gesessen hat, wer dessen Nachfahren sind, wer das Schild in Druck gegeben hat und wer es aufgehängt hat. Die gehören alle der rechten Szene an und müssen im vorauseilenden politisch korrekten Gehorsam gleich abgesägt werden.

Wer Ironie findet, darf sie behalten. Wer wen liebt, ist Privatsache. Wäre auch interessant zu wissen, ob Frau Drygalla bei gewonnenem Gold ebenso konsequent nach Hause geschickt worden wäre oder ob dann gnädigerweise über ihre verfehlte und politisch unkorrekte Partnerwahl hinweggesehen worden wäre.

Und am Samstagabend gab es Sternschnuppen zu sehen, vom Eppenberg aus habe ich persönlich sechs der schnellen Streifen am Himmel beobachten können.

Update am 17.08.2012: Der angesprochene Artikel in der ZEIT.

Organspende-Artikel und NZZ, mal wieder

Momentan kocht gerade die Debatte um die Organspende hoch, auch in der Schweiz, gerade weil in Deutschland kürzlich Mißbrauchsfälle bzw. an Wartelisten vorbei vergebene Organe vorgekommen sind. Die Regelungen gleichen sich: sowohl Deutschland als auch die Schweiz haben opt-in, also muß man sich ausdrücklich zur Organspende bekennen und ist ansonsten kein Spender. Meinen ausgefüllten Organspendeausweis trage ich jedenfalls ständig mit mir herum, denn was nach dem Tod passiert, ist mir herzlich (sic!) egal. Es wäre nur schade, wenn da der monetäre Aspekt statt des altruistischen in den Vordergrund träte. Die Wahrscheinlichkeit, zum Organspender zu werden, habe ich aber mit dem Motorradverkauf 2008 deutlich reduziert, denn Kinder ohne Papa sind doof. Blut spenden gehe ich ja außerdem auch nicht wegen des Geldes (wenn es überhaupt welches gibt), sondern weil es mich nicht stört (auch wenn die dicke Kanüle immer wieder Überwindung kostet), ich noch Blutuntersuchungen gratis dazu bekomme und mein Blutdruck damit automatisch vier- bis sechsmal im Jahr gemessen wird und ich meistens noch nette Leute kennenlerne.

Der eigentliche Aufhänger für diesen Beitrag ist allerdings der NZZ-Artikel vom Dienstag gewesen: Nicht wirklich auf Herz und Nieren geprüft. Dabei geht’s mir auch weniger um den Inhalt, sondern mehr um diesen Satz:

Dilemmata kann man bei der Organspende nie umgehen, trotz der ostentativen Vermeidung alles Merkantilen.

So muß Deutsch klingen, auch wenn’s Fremdwörter hat, die ich lange nicht mehr in einer Tageszeitung gesehen habe! Ich mußte den Satz echt zweimal lesen, nicht weil ich ihn nicht verstanden hätte, sondern weil ich einfach nur baff war, das im Politik- und International-Teil zu lesen (nicht im Feuilleton!). Ein Grund mehr für die NZZ, die damit gleich gute Laune am frühen Morgen verbreitet 🙂

Es scheint auch ähnliche Leser wie mich zu geben, denn gestern erschien folgender Leserbrief zu einem Artikel vom 30.07.2012: Mozarts «Zauberflöte» mit Nikolaus Harnoncourt als Eröffnungspremiere in Salzburg:

Papagenos Apostroph

Zur Besprechung von Mozarts «Zauberflöte» an den Salzburger Festspielen (NZZ 30. 7. 12) hat die NZZ ein Bild abgedruckt von Papageno neben einem Lieferwagen, der die gut sichtbare Aufschrift trägt: «Papageno’s Singvögel Delikatessen». Dieser Regie-Einfall mag ja ein Gag eigener Sorte und speziellen Geschmacks sein. Und möglicherweise wurde beim Wort «Papageno’s» ein eher metaphorisch gedachter sogenannter Deppenapostroph verwendet, was aber meiner Meinung nach nun doch etwas zu weit ginge.

Wohl ist Papageno bekanntlich nicht gerade der Allergebildetste, aber derart apostrophierend blossstellen hätte man ihn ja schon aus generalpräventiven Gründen nicht müssen. Ich meine damit die irritierende Wirkung auf unsere Jugend, welche immer weniger zwischen englischem Genitiv-Apostroph und unserer (mit ganz wenigen Ausnahmen) gänzlich ohne Apostroph auskommenden Regelung unterscheiden kann. Wären deshalb die Salzburger Festspieler nicht besser beim «apostrophenlosen», aber trotzdem allgemein verständlichen «Papagenos Singvögel usw.» geblieben?

Dafür gab es heute auch den ersten Tippfehler im Artikel “Militäretat kommt glimpflich davon” (NZZ 09.08.2012, Seite 6):

Zwar sind im Zuge der Sparmassnahmen auch deren Gehälter gekürzt wurden.

Irgendwie macht es bei mir immer pling beim (noch nicht mal aktiven) Lesen, so als ob da ein Fehler in der Matrix wäre. Das kann nervig sein, denn sogar doppelte Leerzeichen fallen mir da störend auf.

Ferienhausfrage

Es sind die kleinen Details, die das Leben angenehm machen oder mich zum Lachen bringen: als ich vor einigen Tagen den Online-Zugang für die Umsatzdaten meiner Kreditkarte anlegen wollte, mußte ich außer einem Paßwort auch noch mehrere Sicherheitsfragen und deren Antworten eingeben, für den Fall, daß ich mein Paßwort vergessen sollte. Die Sicherheitsfragen waren aus einer Liste von etwa zehn Fragen auszuwählen. Neben den üblichen wie “Mädchenname der Mutter” oder “Erster Freund / erste Freundin” gab es da auch folgende: In welchem Ort steht Ihr Ferienhaus? Das ist mir in Deutschland noch nie als Frage vorgeschlagen worden und das ist schon ein Indiz für den bescheidenen Reichtum hier 🙂

Entsprechend den Empfehlungen von Bruce Schneier tippe ich da sowieso irgendwelchen zufälligen Müll ein, denn sonst ist mein absolut hochsicher gewähltes Paßwort durch ein deutlich leichter zu knackendes System ersetzt und kann mit viel weniger Aufwand und höherer Treffsicherheit in weniger Versuchen umgangen werden. Wenn ich das Paßwort vergesse, rufe ich halt bei der Bank oder wo auch immer an. Das ist zwar dann etwas unpraktisch, aber deutlich sicherer als die “Sicherheitsfrage”, deren Antworten viel einfacher zu erraten sind als das eigentliche Paßwort.

Nationalfeiertag

Ich bin immer durcheinandergekommen, ob denn jetzt die Schweizer Flagge ein weißes Kreuz auf rotem Grund oder umgekehrt ist. Dabei weiß ich ja genau, daß sie umgekehrt zum Logo des Roten Kreuzes ist und bei dem steckt ja die Farbe im Namen. Tststs, da braucht man eigentlich keine Eselsbrücke. Letzteres heißt auf Französisch übrigens truc mnémotechnique, das hatten wir neulich im Kurs.

Heute ist jedenfalls der Bundesfeiertag, der auch bundeseinheitlich gefeiert wird, während die meisten anderen Feiertage kantonsabhängig begangen werden. Gestern und schon am Wochenende wurden in der Nachbarschaft die Fahnenmasten geputzt und die Flaggen gewaschen, damit sie heute rausgehängt werden können, wenn sie nicht sowieso ganzjährig draußen sind. Die Jungs haben sich dementsprechend bei Alexandra gleich mit einer entsprechenden Schweizer Grünpflanze für die kulinarische Aufmerksamkeit bedankt und haben selbst einen Enzian im passenden Topf mit nach Hause gebracht. Leckererweise gibt’s auch noch die 1.-August-Weggen in/für groß und klein. Auf vielen Bauernhöfen gibt’s Brunch (sprich ungefähr: brön(t)sch) und Feuerwerk wurde auch überall verkauft. Ist zwar komisch, daß es im Hochsommer Feuerwerk und Böller gibt, aber das kenn ich ja schon aus Australien. Ich bin zwar kein Schweizer, aber das gefällt mir alles prima, überall stecken Schweizer Fähnchen drin.


Hier noch ein interessanter Kommentar aus der NZZ zur Mehrsprachigkeit der Schweiz (offiziell, inoffiziell, gefühlt): http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/christophe-buechi-1.17423224. Ich bin mir auch nicht sicher, ob jetzt die FAZ von der NZZ oder umgekehrt abgeguckt hat, denn der NZZ-Werbespruch “Lektüre für beide Gehirnhälften” erinnert mich doch stark an “Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.” (FAZ). Jedenfalls paßt die NZZ prima zu meinen Ansprüchen, gerade weil ich bei ihrer Lektüre nicht abschalten kann.

Bike-Marathon in der Urlaubszeit

In gut zwei Wochen wird der Stöckli Bike-Marathon Wil stattfinden. 48km, 1400 Höhenmeter, und ich fahre ganz gemütlich mit. Angemeldet bin ich zumindest, und solange ich nicht als Letzter (aber dafür mit Licht, Rohloff und Schutzblechen) ins Ziel komme, geht das in Ordnung.

Der morgige Schweizer Bundesfeiertag wirft auch schon seine Schatten voraus:

Der alte Fritz und das Unwetter

Vor kurzem habe ich meinen Kabelanschluß von der Geschwindigkeit her aufbohren lassen, auf 50/5 MBit/s (down/up). Komischerweise kamen aber am PC hinter der Fritz!Box “nur” etwa 35 MBit/s an. Beim direkten Anschluß ans Kabelmodem lag die volle Geschwindigkeit an, also war die Fritz!Box schuld. Nun sind ja die Zugangsgeschwindigkeiten in den letzten Jahren rasant gestiegen, eigentlich war die Fritz!Box ursprünglich für 16MBit/s ADSL ausgelegt und somit auch in der Prozessorleistung darauf optimiert. Nach etlichem Herumspielen an der Fritz!Box 7270, das aber auch nur zu 40MBit/s führte, bin ich auf die Idee gekommen, die Firmware der Box zu erneuern. Und wie gewünscht kamen nach dem Update die vollen 50/5 MBit/s am Rechner hinter der Fritz!Box an. Das langt erstmal eine Weile, würde ich sagen. Es sei denn, es gibt wieder mehr Geschwindigkeit zum selben Preis, dann nehme ich auch gern die 100 MBit/s mit.

Bei den häufigen Gewittern und Unwettern schalte ich aber die Elektronik nach schlechten Blitz-Erfahrungen sowieso lieber ab, wenn es vorhersehbar ist.

Ich denke, mit den Meßwerten kann man nicht meckern über die vorhandene Internet-Infrastruktur.

Und noch was Lustiges: in einem aktuellen Artikel der FAZ über das Vorlauf-Aus der deutschen Schwimmer steht doch allen Ernstes im Abschnitt Am Ende geht Biedermann die Kraft aus

Zunächst war für Biedermann alles nach Plan gelaufen. Nach 50 und 100 Metern lag er unter seinem Weltrekord und auch die Durchgangszeit zur Rennhälfte von 1:52,41 Minuten war gut. Doch dann zog die Konkurrenz vorbei, Biedermann wirkte schwerfällig und konnte nicht mehr kontern. „Hinten raus konnte ich es nicht mehr halten“, erklärte Biedermann.

Das muß man gar nicht groß aus dem Kontext reißen, um seinen Satz absolut mißzuverstehen. Erinnert mich an ein ähnlich gelagertes Zitat von Helmut Kohl im Jahr 1984, das ich natürlich auch erst später kennengelernt habe.

Wo wir gerade bei Kultur sind: am Mittwoch lief auf 3sat und SWR die Live-Übertragung von Don Giovanni aus der Stuttgarter Oper. Im SWR führte Harald Schmidt durch das Stück und gab auch den Pausenunterhalter. Die dazugehörige Kritik in der FAZ (eher ein Verriß) fand ich so gut, daß ich mir das anschauen mußte und stimme mit der Kritik überhaupt nicht überein. Kann aber auch daran liegen, daß ich Harald Schmidt mag. Insbesondere die Pausenmoderation fand ich sehr gut, hier beim SWR anzuschauen.