Heat and Humidity in the Hundreds

Zu dem Wetter hier fällt mir nur der Spruch von Tom Clancy (oder auch John Grisham, bin mir nicht mehr sicher) ein in einem seiner Romane: heat and humidity in the hundreds. Passt natürlich nur, wenn man die Temperatur in Fahrenheit misst, dann sind Luftfeuchte und Temperatur um die 100(%). Vor Sonnenaufgang ist es noch halbwegs erträglich bei 25°C, dann heizt es sich langsam auf und beginnt sehr unangenehm feucht zu werden und ab dem Mittag geht es dann wieder besser, vielleicht auch deswegen, weil man sich etwas daran gewöhnt hat. Da freue ich mich glatt aufs Rennen, weil ich im Begleitfahrzeug sitze und mir Telemetrie-Daten anschaue und vorausplane. Mein Lieblingsgetränk hierzulande (Lemon, Lime & Bitters) ist abgehakt und die Mango, Typ Kensington Pride, ebenfalls. Die Preise sind auch extrem hoch inzwischen.

Heute war im Hidden Valley Racetrack das Qualifying. Drei Zahlen gibt’s zum Energiebedarf: normalerweise braucht man auf der Runde etwa 40Wh, gestern war Sylvia mit der schnellsten Runde bei etwa 60Wh und heute (sechs Sekunden schneller bei 2:23min Gesamtzeit) bei etwa 90Wh. Da sieht man wieder, wie ein aggressiver und schneller (leider euphemistisch als “sportlicher”) Fahrstil den Verbrauch hochtreibt und bei der Zeit nicht sehr viel bringt. Eine platte Stelle am Reifen vom obligatorischen Bremstest gab’s noch, andere Fahrzeuge sind mit knapp 130km/h vorbeigerauscht und bei uns waren es deutlich weniger. Das Rennen startet morgen früh in der Reihenfolge, die nach dem Qualifying feststeht und bis dahin ist noch Aufräumen und Einpacken angesagt.

Strategiemässig ist es sehr günstig, die obligatorischen Kontrollstops mit jeweils einer halben Stunde fixer Standzeit in die Tagesrandzeiten (8-9 Uhr und 16-17 Uhr bei offizieller Fahrtzeit von 8-17 Uhr) zu verlegen oder sie möglichst so anzusteuern, weil man in dieser Zeit die Panels optimal zur Sonne ausrichten kann und dadurch deutlich mehr Sonnenenergie reinholt, als wenn man in dieser Zeit fahren würde. Meine Berechnungen zeigen, dass das Optimum an Fahrzeit bei etwa 7h pro Tag liegt, wenn man dann morgens/abends die Kontrollstops legen könnte. Dass das nicht immer klappt und die ganze Tour wetterabhängig ist, ist sowieso klar, aber das trifft dann wohl sowieso die meisten Teams gleichmässig.

Im Vordergrund SER-2, im Hintergrund das sogenannte "Badewannenauto", was aussieht wie ein Amphibienfahrzeug.
Im Vordergrund SER-2, im Hintergrund das sogenannte “Badewannenauto”, was aussieht wie ein Amphibienfahrzeug.
Teilweise plattgebremster Reifen.
Teilweise plattgebremster Reifen.
Darwin, Supreme Court, mit Palmen und ungeheuer lauten bunten Vögeln in den Bäumen drumherum (nicht abgebildet).
Darwin, Supreme Court, mit Palmen und ungeheuer lauten bunten Vögeln in den Bäumen drumherum (nicht abgebildet).

Pitstop und Boxengasse

Vor dem morgigen Qualifying kann man die Rennstrecke schon mal testen, was auch so ziemlich alle Teams gemacht haben. An der Rennstrecke bekommt man dazu die Box, in die man sich einquartieren kann und kann dann in einem zu beantragenden Zeitfenster seine Testfahrten auf der Strecke durchführen. Bei einem der Zeitfenster ist uns ein Reifen abgeraucht, aber ansonsten ist SER-2 deutlich schneller als SER-1 unterwegs. Gut, beim Testen muss man auch nicht mit der Energie haushalten, so dass wir auf einer Runde etwa 60 Wh verbraucht haben, im Gegensatz zu etwa 40-45 Wattstunden, wenn man die Strecke halbwegs zivilisiert und zurückhaltend fahren würde.

Fahrzeug mit Anhänger, und wir hatten die Box mit der grössten (und einzigen quadratischen) Flagge.
Fahrzeug mit Anhänger, und wir hatten die Box mit der grössten (und einzigen quadratischen) Flagge.
Ratespiel: welche Nationalität ist in der Box nebenan?
Ratespiel: welche Nationalität ist in der Box nebenan?
Begleitfahrzeuge mit Humor.
Begleitfahrzeuge mit Humor.
SER-2 bei der Einfahrt auf die Rennstrecke.
SER-2 bei der Einfahrt auf die Rennstrecke.
Ein platter Schwalbe-Reifen.
Ein platter Schwalbe-Reifen.
Sicht kurz vor Sonnenuntergang.
Sicht kurz vor Sonnenuntergang.
Der Tagesausklang im Restaurant.
Der Tagesausklang im Restaurant.

Hitze und Regen

Weiter ging’s gestern und heute mit Testfahrten auf der Cox Peninsula (westlich von Darwin durch die Bucht). Das Fahrzeug rollt und die Telemetriedaten kommen auch bei mir an, so dass ich da jetzt inzwischen sogar live rechnen kann. Fahrzeugverbräuche gibt’s da in Wattstunden pro Kilometer, nicht in Litern pro 100 Kilometer. Und 20 Wattstunden pro Kilometer sind auch wirklich nicht viel (sind aber auch nicht der echte Wert). Das macht auf der Gesamstrecke von 3.000km grad mal 60 kWh. Einen ordentlichen Wolkenbruch mit Gewitter gab’s heute auch schon obendrein, so dass wir die Testfahrten frühzeitig beenden mussten und morgen dann im Hidden Valley Racecourse wieder zwei Zeitfenster gebucht haben. Da gibt’s dann noch weitere Daten vom Fahrzeug, z.B. Photovoltaik-Werte, Verbrauchswerte, Leistungswerte und wenn ich Lust hätte, könnte ich auch aus dem Begleitfahrzeug das Solarmobil steuern.

Bilder von Testfahrten und unterwegs…

20131002-cox-peninsula-testfahrten

Ein ordentlicher Wolkenbruch.
Ein ordentlicher Wolkenbruch.
Darwin aus Richtung Westen gesehen. Luftlinie 20km, zu fahren sind's 100.
Darwin aus Richtung Westen gesehen. Luftlinie 20km, zu fahren sind’s 100.
Heute hat's geschifft.
Heute hat’s geschifft.
An der Küste (Cox Peninsula am Ende der Strasse) gibt's offensichtlich Krokodile.
An der Küste (Cox Peninsula am Ende der Strasse) gibt’s offensichtlich Krokodile.
Mitten im Wald neben der Strasse gab's neben Ameisenhügeln auch noch verbuddelte Kabel.
Mitten im Wald neben der Strasse gab’s neben Ameisenhügeln auch noch verbuddelte Kabel.
Mein Arbeitsplatz. Zwar dritte Reihe, aber sehr bequem, abgedunkelt, mit Strom und zeitweise auch Internetzugang und Informationsvorsprung vor allen anderen im Team.
Mein Arbeitsplatz. Zwar dritte Reihe, aber sehr bequem, abgedunkelt, klimatisiert, mit Strom und zeitweise auch Internetzugang und Informationsvorsprung vor allen anderen im Team.

Fahrzeug genehmigt

Sonnenuntergang in Darwin. Dauert nicht lang.
Sonnenuntergang in Darwin. Dauert nicht lang.

Die Überprüfer (australisch: scrutineering officers) haben heute unser Solarfahrzeug ohne Beanstandungen genehmigt und für renntauglich erklärt. Bis zum Qualifying am Samstag stehen uns damit noch drei Renntage zum Fahren und zum Datensammeln zur Verfügung. Den Kelvinator aus dem letzten Beitrag habe ich übrigens geputzt und in Betrieb genommen, so dass wir jetzt einen funktionierenden Kühlschrank haben. Das WC hat jetzt auch fliessend Wasser, es gibt ja Feuerwehrschläuche, wenn ansonsten schon alles abgestellt ist 🙂

20131002-schatten

20131002-nach-scrutineering

20131002-eidechse

Da scheint wohl das Hundefutter im Zuge der fortschreitenden Optimierung der Supermarktregale fortgewandert zu sein.
Da scheint wohl das Hundefutter im Zuge der fortschreitenden Optimierung der Supermarktregale fortgewandert zu sein.

Weiter in Darwin

Nach einem Flugzeugschaden in Adelaide, der sich darin äusserte, dass wir mit 2.5h Verspätung dort abflogen, sind wir nach weiteren 3.5h in Darwin angekommen, wo auch grad die Sonne unterging. In relativer Äquatornähe dauert das nur gefühlte fünf Minuten und plötzlich ist es stockdunkel. Die Luftfeuchtigkeit ist atemberaubend, die Tiergeräusche sind spannend und der Rest vom Team war schon da. Immerhin gibt’s nach etwas Bastelei und Putzen in dem verlassenen Workshop einen Raum mit Klimaanlage, den ich dann doch dem Zelt vorziehe. Danke, Herr Carrier.

Was für ein Name für einen Kühlschrank...
Was für ein Name für einen Kühlschrank…
In diesen Breiten besser als Zelten.
In diesen Breiten besser als Zelten.
Ein kleiner Einblick, mitten in der Nacht.
Ein kleiner Einblick, mitten in der Nacht.
Workshop noch ohne Auto und fast ohne Leute
Workshop noch ohne Auto und fast ohne Leute

Hop-Hop-Nacht-Hop

Abflug DXB-ADL um 02:05 Uhr nachts, Flug EK440
Abflug DXB-ADL um 02:05 Uhr nachts, Flug EK440

Nach zwei diesmal gefühlt ungewohnt kurzen Flügen (jeweils Rückenwind, also nur 05:30 und 11:45 Stunden) sind wir gut in Adelaide angekommen. Die lustigen Immigration-Formulare haben sich in einem Punkt leicht verändert, wenn mich nicht alles täuscht, aber ansonsten ist das offizielle Personal sehr freundlich und es bestätigt sich jedesmal wieder, dass das Australische hier mein Lieblingsakzent des Englischen ist. Und diesmal haben sie nicht eine leere Seite im Reisepass bestempelt, sondern eine genutzt, wo schon von 2009 ein Immigration-Stempel drin war. Schade eigentlich, dass man die Lebensmittelsuchhunde (Beagles) nicht fotografieren darf, die sind nämlich sehr nett.

Morgen geht’s noch einen kurzen Hop weiter von Adelaide nach Darwin und dann sind erstmal Teamwiedervereinigung und Vorbereitungsfahrten angesagt.

Duffle Bag gepackt.

Das ungefähre Batteriekennfeld (Zusammenhang zwischen Spannungsabfall und Strom beim Entladen liefert Restkapazität)
Das ungefähre Batteriekennfeld (Zusammenhang zwischen Spannungsabfall und Strom beim Entladen liefert Restkapazität)

Nicht mehr lange, dann kann ich für den Emirates-Flug einchecken. Die Vorarbeiten zur Analyse beim Solarrennen sind soweit halbwegs weit gediehen, nur das Batteriekennfeld hab ich erstmal mit hypothetischen Daten gefüttert, weil die Messkurven noch nicht fertig waren. Ich hoffe dann einfach, dass meine Überlegungen und Berechnungen halbwegs stimmen.

Sonneneinstrahlungsberechnung
Sonneneinstrahlungsberechnung

Die Sonneneinstrahlungskurve sieht deswegen so seltsam aus, weil wir vor täglichem Rennbeginn und nach täglichem Rennende noch die Panels perfekt zur Sonne ausrichten können, denn das Fahrzeug steht ja da sowieso. Die Zahlenwerte an der Grafik passen auch nicht, aber prinzipiell ist auch die Berechnung vorbereitet.

Höhenprofil
Höhenprofil

Das Höhenprofil der Strecke dürfte auch eine Rolle spielen, denn am Anfang steckt man ja Energie rein, um die Höhe zu überwinden (immerhin bis auf 700m) und am Ende kriegt man die wieder retour durch geringeren Energieeinsatz oder auch durch Rekuperation. Alle Grafiken: R und ggplot, so langsam brauch ich bei letzterem nicht mal mehr das Handbuch, sondern kann dazu zwanzig Zeilen Code schreiben wie andere Leute Zeitungsartikel.

Als Nebenbemerkung: gestern (26.09.) ist die siebte Staffel von “The Big Bang Theory” angelaufen und die erste Folge lässt sich schon mal gut an.