Faltvelo find ich gut, seit ich das mal ausprobiert habe, ähnlich wie Liegevelo 🙂 Aber natürlich gibt’s an dem kleinen Alpenfalter was auszusetzen, und zwar ist das einerseits der platzmässig nicht nutzbare Gepäckträger hinten und andererseits natürlich, dass nicht meine Lieblingsschaltung drin ist. Im Prinzip könnte ich die eingebaute Nexus mit einem Schlumpfgetriebe auf fast den Entfaltungsbereich einer Speedhub bekommen, aber der Aufpreis von etwa 900 Fr. ist unverhältnismässig zum Faltradpreis von 300 Fr. plus 300 Fr. Nachrüstungen. Als langjähriger Radreise-Forum-Mitleser hab ich aber diverse Fotos von Dahon Matrix und Dahon Cadenza gesehen, die normalgrosse Reiseräder sind, einfach mit einem robusten Faltmechanismus im Diamantrahmen.
Und wie es so ist, tauchte vor kurzem ein ebensolches Dahon Cadenza im tutti.ch auf, für sagenhafte 100 Fr., was hierzulande unter geschenkt läuft. Gut, Selbstabholung in Langnau i.E., leider wegen Zeitmangels ohne Cookie-Zwischenstop in Trubschachen. Kurze Rahmenbegutachtung auf offensichtliche Schäden, cash bezahlt, fertig. Vor Ort hab ich gleich noch das am Lenker hängende Bügelschloss (ohne Schlüssel) entsorgt. Das Velo scheint sehr lange an einem trockenen staubigen Ort gestanden zu haben, ein Pneu platt, aber das war mir alles egal, da Rahmen und Gabel in Ordnung waren.
Langnau liegt bezüglich Wil auf einer ÖV-Isochrone, ich hab via Luzern oder via Bern fast identische Fahrzeit nach Wil. Aber via Bern ist einfacher mit weniger Umsteigen. In Wil bin ich natürlich direkt mit dem Faltpaket in den Bus eingestiegen, ist ja Gepäck 🙂 Zu Hause hab ich das Teil erstmal genauer angeschaut und es gab vier positive (und keine negativen) Überraschungen, die ich auf den Fotos vorher nicht gesehen hatte und die für mich auch vorher gar nicht so relevant waren.
Scheibenbremsaufnahmen sind nett, grad wenn man eine Rohloff einbauen möchte. Der Exzenter ist super, mit dem hatte ich nicht gerechnet, das spart mir den Kettenspanner. Und die Pumpe im Sattelrohr ist ein nettes Gimmick, sieht aus, als ob sie noch nie benutzt worden wäre. Jedenfalls wusste ich jetzt, was ich genau für Anbauteile brauche oder was für einen Teilespender ich idealerweise besorgen müsste. Im Tutti tauchen gern mal Kompletträder mit Rohloff und netten Komponenten auf für günstige Preise, und auch hier hatte ich wieder zeitnah Glück. Am Freitag hab ich direkt frei genommen und bin für die Abholung eines Komplettvelos nach Meggen LU gefahren, praktischerweise mit dem Voralpenexpress. Sehr nette Verkäuferin, alles mit Originaldokumenten, aus autofreiem Haushalt mit Liege-/Falt-/E-Faltvelo und einem simpel.ch mit Spikes als Wintervelo, tiptop. Von den Bildern her wusste ich schon ungefähr, was mich an Ausstattung erwarten würde und es war ein 80%-Match. 100% wären es gewesen, wenn es schon 559er Laufräder gehabt hätte. Ich hab noch eine Platzrunde gedreht, wir haben den Kaufvertrag abgewickelt (950 Fr.) und dann bin ich mit Velo-Tageskarte und dem Voralpenexpress wieder heimgerollt. Fast ein bisschen schade, dass ich da nur Gepäckträger, Rohloff, SON, Scheibenbremsen und Schutzbleche weiterverwende, aber Rahmen/Gabel/Lenker werde ich sicher noch los. Ich sammle inzwischen auch Rohloff-Handbücher, jetzt hab ich also noch eins von 2001, mein bisher ältestes, Rohloff-Seriennummer 024xxx.
Die 2.5km vom Bahnhof nach Rossrüti fuhren sich gut, so als letzte Reise. Ich hatte schon lange Teilelisten im Kopf, was ich noch alles bestellen müsste, um die Anbauschlacht zu gewinnen. Gegen 16 Uhr waren erstmal beide Velos zerlegt und die Naben ausgespeicht, so dass ich zur Sicherheit nochmal ausmessen konnte, was ich für Speichen brauche.
Dann kam die teure Überraschung beim Velo Köpfli Wil (der neuerdings näher zu mir logiert): 1.50 Fr. pro Speiche und ich hab 70 davon geholt. Da hab ich mich dann doch entschieden, die Ergon GP3-L im Onlinehandel zu bestellen und nicht im Laden gleich mitzunehmen. Ich hätte vermutlich die Rohloff 3x gekreuzt mit den Speichen des ehemaligen SON-622-Vorderrades einspeichen können, aber jetzt ist es nur die normale 2x-Kreuzung, die ich auch am Patria herumfahre. Das Vorderrad ging recht fix, beim Hinterrad hat’s etwas länger gedauert, bis das rund lief und perfekt rund läuft es immer noch nicht. Aber es ging gut voran.
Gegen 02 Uhr morgens (huch) bin ich dann doch mal ins Bett, nachdem Laufräder und Antrieb (eigentlich) drin waren. Heut morgen hab ich mir den Antrieb nochmal angeschaut und doch das Ritzel gewechselt, das Kettenblatt gedreht und eine neue Kette aufgezogen. Danach folgte die Bastelei mit den Schutzblechen. Das vordere war doch zu lang (war 3cm überm Boden), also neue Löcher, neu befestigen, vorn kürzen, und so weiter. Beim hinteren ähnlich, aber da war die Länge gut. Und auch, dass das Schutzbleche für 622mm-Laufräder sind, hat nur vorn etwas gestört, liess sich aber mit der Heissluftpistole beheben. Unglaublich, dass sämtliche Komponenten etwa 20 Jahre alt sind und alles fast wie neu ist. Ein Supernova The Plug II war noch verbaut, aber auf den verzichte ich. Entweder Forumslader oder gar nichts. Die externe Ansteuerung der Rohloff war vorher nicht mit durchgängigen Zügen gelöst, also hab ich mal eben die von der SpM abgenommen, passt prima. Licht kam vom Alpenfalter, die Scheinwerfer sind ja elektrisch nur mit Steckverbindungen verdrahtet, die kann man schnell wechseln.
Die erste Runde um den Block hab ich hinter mir, es tut alles, wie es soll. Ich weiss schon, wo ich die Hinterradbremsscheibe bis auf Ölfreiheit aufheizen kann 🙂 Der Faltmechanismus kollidiert mit gar nichts, das ist sogar noch angenehmer zu falten als der Alpenfalter. Es braucht dummerweise zwei verschiedene Inbus-Grössen, um die Rahmenfaltung zu lockern/festzuziehen und um den Lenker abzunehmen. Da gibt’s noch was zu verbessern. Die Rohloff-Dichtigkeit muss ich auch noch testen.
Am Ende kommen da so etwa 1200 Fr. für ein voll reisetaugliches Faltrad zusammen, das ist wohl in Ordnung. Wenn ich jetzt noch zwei Arbeitstage für den Bau rechne… ach egal 🙂 Die Namensgebung Norrfold ist spontan entstanden.