Irgendwann ist zum Glück die Schweizer Eisenbahnhaltepunktkarte mal abfotografiert. Aber bis dahin gibt’s noch was zu tun. Abfahrt war (mal wieder) 06:34 Uhr in Wil, heute erstaunlich leerer als üblich, obwohl ja nur die Zürcher (auf der Strecke) Feiertag haben. Da pendeln wohl doch einige.
In Lausanne hatte ich geplant eine halbe Stunde Aufenthalt. Laut Fahrplan hätte ich auch eine halbe Stunde später in Wil abfahren können und dann in Fribourg in den Eurobus, der ja im Fahrplan eingetaktet ist. Aber BUS ist ja nur die Abkürzung für “Beförderung Unterste Stufe”, ich will Zug.
In Vevey bin ich gleich entlang der Bahnlinie losgestiefelt, um dann später in den Flirt einzusteigen bis ganz oben auf den Gipfel. Fast hätte ich noch einen grad abfahrenden Zug erwischt, aber mir war unklar, dass Gilamont als Stop genau gepasst hätte. Naja, was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen.
Ab Blonay ging der Flirt dann per Zahnradstrecke weiter, und die war auch notwendig bei den Steigungen da.
Oben bin ich gleich nach dem Foto wieder losgesprintet (war eh noch leicht bewölkt) und bis zur ersten Station unter dem Gipfel, so dass ich da gleich wieder einen Hop weiter abwärts fahren konnte. Ich optimiere ja schon, dass ich nicht so viel laufen muss.
Belohnt wurde ich den ganzen (ersten) Abstieg mit wunderschönen Panoramaussichten auf den See und die Berge gegenüber bei blauem Himmel. Menschen waren nicht viele da, auch als ich durch die Wohngebiete gelaufen bin, von einem Haltepunkt zum nächsten.
Weil ich eine halbe Stunde eher als geplant in Montreux war, hab ich mir den Spaziergang an der Riviera noch gegönnt und auch noch einen QR-Code aus der McD-App in zwei Cheeseburger und eine Apfelschorle umgewandelt. Dann hinauf bis kurz vor den Scheiteltunnel, der von VD nach FR führt (und die Goldenpass-Linie geht dann nochmal durch VD, bevor sie in Saanen nach BE wechselt, die Kantonsgrenzen sind ja total durchgeknallt).
Velomitnahme im Goldenpass war offiziell nicht möglich und in diesem Fall wäre es auch voll in die Hose gegangen. Im Zug stand noch eine MTBlerin mit Velo und als ich kurz vor der Station Jor auf den Knopf gedrückt habe, um den Halt anzufordern, hat sie schon seltsam geschaut und als ich dann ausstieg, hat sie mich nochmal gefragt, ob ich ganz sicher sei 🙂 Ja, war ich.
Erst ging’s einen Halb-Singletrail stolpernd nach oben, danach auf einem Wirtschaftsweg wieder abwärts. Oben schwebten Drachenflieger und Paraglider, hinter mir zeigte sich der Berg und vor mir tauchte wieder das Seepanorama auf, das ist schon komplett anders als der Bodensee oder der Vierwaldstätter (und der Zürisee ist kein See, wie die Arboner, Romanshorner und Rorschacher meinen).
Eine Herausforderung waren die drei Bahnhöfe der Museumsbahn Blonay-Chamby. Am Depot war Zutrittsverbot, ich bin trotzdem reingelaufen und hab den Mitarbeiter dort mal gefragt, wann sie fahren. Jetzt am Wochenende, soso. Na das Bahnhofsfoto vom Depot ist auch nicht so doll geworden. Ein paar Meter bin ich noch auf/neben den unbefahrenen Gleisen gelaufen, aber auf die andere Talseite wollte ich doch nicht auf der Strecke laufen (elektrifiziert übrigens). Da darf dann nochmal jemand ran, ähnlich auch wie bei der Furka-Dampfbahn. Ein Fuchs hat immer neugierig Abstand von mir gehalten, als ich über die Wiesen gestiefelt bin.
Ein bisschen stressig wurde es noch, aber nur weil ich die Verbindung ab Montreux um 18:47 kriegen wollte. Gutes Routing und insbesondere gutes Kartenmaterial sowie Kondition beim Joggen machten das aber dann doch ganz einfach, die letzten Bahnhöfe der Strecke noch zu erwischen und direkt in Le Châtelard VD in den Flirt zu steigen. Der TF-Führer hat perfekt gebremst, so dass die Tür genau vor meiner Nase zum Stehen kam. Das gab ein thumbs-up von mir und ein Grinsen seinerseits im Rückspiegel.
Drin wurde ich erstmal direkt befragt, wo ich denn hinfahren wollen würde, also eine klassische Fahrgastbefragung. Ich meinte Wil Saint-Gall und sie hat nicht mal mit der Wimper gezuckt, so als ob es das Normalste von der Welt sei, 4h Zug zu fahren. Sehr sympathisch, es ist nämlich so 🙂
Der Coop Pronto in Montreux hat seinem Namen alle Ehre gemacht, also gab es bis und ab Lausanne wieder Flüssignahrung. Calanda Radler ist so die einzige Kombination, wo Calanda erträglich ist. Sorry, ich hab sonst schon ein Herz für Graubünden, schon allein wegen des Kantonskürzels, aber Calanda chasch eifach nöd suufe.