Lavey-Saanen, Bahnhöfe Teil 2

Also ein bisschen anders war das Ziel heute doch, aber nicht weit von Zweisimmen entfernt. Nach 75km hatte ich keine Lust mehr, wie gestern angedeutet noch nach Zweisimmen zu fahren.

Die anderen beiden Gäste, die gestern noch im Hotel ankamen, haben sich natürlich für das Liegevelo interessiert, es war ja auch sonst niemand da zum Quatschen. Hab ihnen das also so gut wie möglich auf Französisch erklärt und sie haben natürlich auch dieselben Fragen gestellt wie alle anderen Leute auch (confort? visibilité? long parcours? etc.) Als ich meinte, dass ich nur cent kilometres heute gemacht hätte, haben sie etwas ungläubig geschaut, aber ich hab ja nicht gelogen.

06:50 klingelte der Wecker, mit lautem cleats-klack-klack-klack bin ich die 50 Stein-Treppenstufen hinuntergelaufen und hab mir ein rudimentäres Frühstück eingeworfen. Reguläres Frühstück wäre erst ab 08 Uhr möglich gewesen.

07:34 war ich schon in Massongex (hatte noch kein Bahnhofsfoto, was will man sonst da?) und bin dann das brouter-Routing ignorierend über die laut Karte und Realität vorhandene Rhône-Brücke gefahren, dabei 2km kürzer als das Routing. 07:45 war ich in Bex und dort ging um 08:04 der Zug Richtung Villars-sur-Ollon. Skifahrer stiegen ein und stellten ihre Ski/Boards hin, während ich ja schon drin war. Genug Platz war vorhanden. Ab Bévieux ging es als Zahnradbahn weiter, rauf von etwa 400m bis auf 1250m nach Villars.

Kurzer Umstieg, erstmal gefragt, ob ich mit dem Velo in die Bahn nach Col-de-Bretaye kann und als das  mit “oui, naturellement” zu meiner (erwarteten) Zufriedenheit beantwortet worden war, hab ich noch meinen SwissPass gezeigt (Sichtkontrolle! Ha! er hatte RFID-Augen?) und bin eingestiegen. Kurz danach merkte ich, dass mein Routing so noch nicht möglich war: Schnee statt Wege und ich hatte weder breite Pneu noch Spikes. Aber halb so wild, die Bahn fährt ja im Viertelstundentakt, also hab ich oben das Bahnhofsfoto gemacht und bin dann gleich wieder runtergefahren. Die Stationen an der Strecke gingen auch mit Tele sehr gut, so dass die Panoramafreiheit kein Problem sein sollte. Die Fotos dürfen wegen Lizenzgründen nicht von Bahngelände aus gemacht werden.

Die Abfahrt ab Villars war dann schnell erledigt und auch teilweise recht steil, aber sehr schön. Ich bin abseits der Strasse direkt zum Fluss runtergefahren und dort im Tal abwärts. Zwei unabhängig funktionierende und standfeste Bremsen sind absolut notwendig bei teilweise >25% Gefälle über längere Streckenabschnitte. Ohne Bahnhofsfotos wär ich hier niemals auf die Idee gekommen, durch das Tal zu tingeln.

In Bex rief mich um 11 Uhr die Nachbarin von daheim an wegen ein paar Abklärungen. Es gibt am Dienstag Glasfaser 🙂

Der Spruch zum Wallis “Ins Herz gemeisselt” trifft es recht gut, klasse Werbekampagne. Irgendwo hatte ich aber eh schon eine ganze Weile vorher die Kantonsgrenze VS-VD überschritten, was wiederum für die mehrheitlich gesprochene Sprache noch keinen Unterschied machte. Die Hunde bellten immer noch bonjour und hatten zwar erst Anlauf auf mich zu und dann am Ende doch Schiss, die letzten 50cm noch zu machen.

11:56 ging’s in Aigle aufwärts nach Les Diablerets auf etwa 1200m. Ich hab ab 11:35 Uhr noch den Coop Pronto erleichtert und war dann gut verpflegt unterwegs. Immer wenn die Hunde kamen, hatte ich aber grad kein Würstchen parat, das muss ich mal noch anpassen.

Weil ich wieder Höhenmeter vermeiden wollte und den Fahrplan kannte, artete das Fotospielchen für den Bahnhof Les Echenards in Stress aus. Erst 50 Höhenmeter aufwärts und dann 70 abwärts, immer mit der Uhr im Blick, weil der Zug zurück nach oben um 13:37 fahren sollte. Aber 70 Höhenmeter abwärts in zwei Minuten sind kein Problem. Zug erwischt und wieder rauf bis Les Nicolets und von dort die Panoramaroute nach Saanen (mit noch ein paar Bahnhöfen am Ende).

Wunderschön ruhig, am Anfang 300 Höhenmeter hinauf, dann auf 1445m auf der Passhöhe eine Pause gemacht. Es war alles da: Cabrios, Motorräder, Rennvelos, Liegevelo und hinter mir parkierte grad ein Raupenfahrzeug auf der geschlossenen Schneedecke laut piepend aus. Merkwürdige Kombination von Mobilitätsbedürfnissen insgesamt.

Weiter ging es flott abwärts bis Château-d’Oex. Dort hab ich noch ein bisschen weiter geplant und bin dann drauf gekommen, dass es eigentlich bis nach Saanen reicht. Die Temperaturen gingen wieder runter, die Nachmittagssonne war schon schwächer und mir haben die 75km auch gereicht. Also gemütlich das Tenue in Saanen gewechselt, in den Zug und heim via Zweisimmen, Bern, Zürich. Lockere 4h und die erste Veloreservierung im IC5 für dieses Jahr gelöst 🙂