20170329 Milton 18:15
Heut morgen war die hundertprozentige Luftfeuchtigkeit gut sichtbar. Dazu neun Grad Celsius, das verlockt nicht grad zum Aufstehen. Die acht Kochplatten in der Küche (20kW) haben selbige aber schnell erwärmt und das Innenzelt sowie den Schlafsack konnte ich trocken verpacken.
Wie es im Herbst so ist, verzieht sich der Nebel und es wird noch richtig warm. Ab 09 Uhr brauchte ich die Sonnenbrille, ab 10 Uhr die Sonnencreme und ab dem Mittag dann lange Hosen und obenrum T-Shirt.
Die Herbststimmung war jedenfalls im Nebel ganz toll, bei wenig Verkehr und geringer Sichtweite. Ein Güterzug tauchte geräuschvoll aus dem Nebel auf und verschwand wieder in diesem.
Sehr ländlich ist es hier, was man auch daran merkt, dass überall die dreckigen Schuhe oder Gummistiefel der Farmer vor den Läden stehen und die dann drin in Socken herumlaufen. Ausserdem scheinen lokale Feste als Fahrattraktionen echte landwirtschaftliche Fahrzeuge zu haben. Für Kinder!
Die Strecke hatte ordentlich Höhenmeter und Steigungen. In Clinton war Pause mit Geocache, Pie, Kaffee und Kuchen. Ab da waren es noch 29km bis Balclutha und 55km bis Milton (mit extravielen Höhenmetern).
Bis Balclutha ging es schnell, dort hab ich mir ein Bundaberg Apple Cider gegönnt. Und zwei Minuten später noch eins. Die 750ml haben dann bei der Weiterfahrt im Magen vor sich hin gegluckert. Man kann das zwar nicht mit Möhl vergleichen, aber es ist ähnlich lecker und erfrischend. Ich hatte da schon die Wahl, ob ich noch 26km bis Milton weiterfahre (und dafür morgen weniger) oder gleich das Zelt aufstelle. Die Wahl fiel auf Weiterfahrt, es war erst 14 Uhr.
Der Highway ging weiter auf und ab, gegen 16 Uhr war ich nach insgesamt genau 100km in Milton und werde morgen die letzten etwa 60km bis Dunedin in Angriff nehmen. Auf dem Zeltplatz hat grad jemand einen Baum mit der Motorsäge zerlegt. Stihl, die Sägekette dazu kommt aus Wil.
Mir ist natürlich wieder ein Haufen Blödsinn eingefallen unterwegs, z.B. “Wenn die Queen aufs Klo geht und hinterher die Spülung betätigt, ist das dann ein Royal Flush?”
Und links fahren mit dem Liegevelo ist wie im Orchester Cello zu spielen: links neben einem ist ein Abgrund und manchmal auch das jubelnde Publikum*, vorne sieht man, wo’s langgeht und wie man das Tempo für die schweren Stellen einstellen muss, und von rechts neben einem kommt nur Lärm und Gequietsche und das nicht mal im selben Tempo wie man selbst. Manchmal hupt einer von hinten und eigentlich guckt man nur in die Noten, damit man weiss, wann die nächste Pause und die nicht verpasst 🙂
*die 30+ schreienden Schulkinder heute in Milton waren sehr lustig, da hab ich sogar gegrüsst.
Gesamtkilometer 1390