Start war heute um 08:45 Uhr, ein Checkpoint sollte in Beatrice, Nebraska, ziemlich schnell kommen. Die morgendliche Charging Session war so ziemlich die einzige der vergangenen Renntage, an der auch wirklich die Sonne kräftig schien, so dass wir eine gute Kilowattstunde mitnehmen konnten.
Kurz nach dem Start überfuhren wir ein Kaninchen die State Line zwischen Kansas und Nebraska.
Bis zum Checkpoint waren wir entsprechend schnell unterwegs, weil dort auch die Sonne scheinen würde und bei langsamer Fahrweise eventuell zu wenig Platz in der Batterie für weitere Energie sein könnte. Aber diese Furcht erwies sich als unbegründet. Der weitere Fahrtverlauf nach dem Checkpoint beim Homestead National Monument of America National Park.
Unser Observer seit dem Checkpoint (dort war wie immer ein Wechsel) ist sehr pingelig und protokolliert alles, was ihm relevant erscheint. Auch wenn der Teamchef ein Stück Tomate aus dem Fenster wirft oder der Fahrer beide Hände vom Lenker nimmt, um eine Tüte Doritos zu öffnen.
Unsere Fahrtrichtung änderte häufiger mal von Westen auf Norden, also sind wir tendenziell immer noch Richtung Nordwesten unterwegs. Die Landschaft ist hauptsächlich flach und langweilig, die Sonne schien, einen Fahrerwechsel haben wir am Nachmittag auch noch vorgenommen, damit der Fahrer nicht die zulässige Fahrzeit (pro Tag) von 6 Stunden überschreitet.
Am späten Nachmittag hat uns ein anderes Team “eingeholt”, d.h. war auf der Strasse direkt hinter uns. Einige Leute in unserem Team haben es aber immer noch nicht ganz kapiert: es ist kein klassisches Rennen, in dem derjenige, der überholt, gewinnt. Es geht über acht Tage und 1975 Meilen UND wir sind durch die Sonnenenergie und unsere Energiebilanz begrenzt und gesteuert, nicht durch
das Tempo. Es ist also (für alle Teams) völlig zweckfrei, Kampflinie zu fahren, aggressiv zu überholen oder nicht überholen zu lassen.
Das Team hinter uns hatte per Funk angekündigt, dass sie mit etwa 48 Meilen pro Stunde fahren, wir waren mit 40 oder 45 unterwegs, sie waren also schneller. Auf der langen Landstrasse gab es keine sicheren Überholmöglichkeiten, also machten wir per Funk ab, dass wir sie in der Stadt überholen lassen würden. Dort war Tempolimit 40 und wir machten den Fehler, dass wir auch 40 fuhren, dass die anderen also nicht vorbei konnten, ohne das Tempo zu überschreiten. Irgendwann war dann der zweispurige Teil vorbei und es gab ein Donnerwetter im CB-Funk; bei der Aktion hatten wir auch noch ein Rotlicht überfahren und der Observer hatte hinterher viel zu tun, das alles noch zu protokollieren. Wenn es dafür eine Zeitstrafe geben sollte (Verhinderung Überholvorgang oder ähnliches), wäre es noch sinnvoller als sowieso schon gewesen, auf der Landstrasse einfach rechts ran zu fahren und das andere Team und die lange Fahrzeugkolonne dahinter vorbeifahren zu lassen.
Sonnig wäre es gewesen, von daher hätten wir keine Energie verloren.
Meine Projektionen vom Abend vorher für ein mögliches Etappenziel bestätigten sich, wir sind bis Dunning NE gefahren und haben dort auf dem Sportplatz einer Schule campiert. Es gab noch jede Menge Sonnenenergie einzusammeln, was sich nach der Wettervorhersage für morgen/übermorgen auszahlen könnte. Das Wetter ist schon viel angenehmer hier, weil trockener und kühler.
Unterwegs gab’s extrem lange Züge zu sehen, etwa 130 Waggons und eine Lok vorn plus zwei Loks hinten. Die Züge begleiten uns sowieso ständig, weil man deren ohrenbetäubendes Hupen kilometerweit hört.