Hoeneß und die Enteignung

Die Steuerschulden eines Uli Hoeneß beschäftigen ja gerade mal wieder die deutschen Medien zur Genüge. Aber dass die Schweiz da mit hineingezogen werden soll, ist eine echte deutsche Heuchelei und purer Neid auf den Nicht-EU-Nachbarstaat, in dem alles so gut läuft. Dass Hoeneß irgendwelche Steuern nicht gezahlt hat, ist nicht in Ordnung, schon gar nicht, weil es ihm auch mit gezahlten Steuern recht gut gehen sollte. Aber dass er absolut rational denkt und handelt und vor dem Hintergrund der andauernden Euro-Krise sein Geld in einen (sichereren, wenn auch nicht absolut sicheren) Drittstaat verschiebt, kann man ihm weder verdenken noch verwehren. Die geplante und dann doch nach Protesten schnell wieder abgeblasene Wochenendenteignung auf Zypern war doch ein prima Testballon in einem Kleinstaat der Euro-Peripherie für das, was auch in anderen Euro-Staaten noch kommen wird. Wer sein Geld (was immer das auch wert sein mag) nicht lange vorher woanders hinbringt oder schlau verteilt, hat einfach Pech gehabt: per Dekret werden Überweisungen verboten, Geldauszahlungen am Automaten limitiert und Spareinlagen um einen gewissen Prozentsatz gekürzt. So schnell kann das gehen. In den letzten paar Jahren sind die Schulden der Banken über diverse Mechanismen zu Staatsschulden geworden und die müssen jetzt halt abgetragen oder weginflationiert werden. Das ist Kapitalismus, wie er im Buche steht.