SASOL 2018, Kapstadt

Ich mag ja Grossstädte generell nicht gern (ausser Melbourne und Zürich), aber in Kapstadt fühle ich mich absolut unwohl und unsicher. Der Rest des Landes schien bis auf die vielen Zäune okay zu sein, aber Kapstadt nicht. Man soll immer in der Gruppe unterwegs sein, sehr aufpassen und ist eigentlich ständig in Gefahr, ausgeraubt zu werden, so wie einer aus unserem Team heute morgen.

Gestern waren wir noch afrikanisch essen. Strauss, Springbock, Kudu und Krokodil, alles sehr vorzüglich. Und die südafrikanische Variante von Lemon, Lime and Bitters ist Rock Shandy, auch wenn da noch der Zucker drin fehlt, ansonsten ist es sehr ähnlich.

Meine Knie sind komplett lädiert von den 100 Stunden Autofahrt. In so einem Fahrzeug tue ich mir das nicht nochmal an. Und als weitere Vorbedingung für irgendeine Solar Challenge muss ich persönlich spätestens vier Wochen vor Challenge-Start sehen, dass zuverlässige und verlässliche Live-Telemetrie-Daten vom Fahrzeug kommen — funktionierendes Odometer, keine Zeitverzögerung, alle Sensoren funktionieren, Geschwindigkeiten stimmen, keine Aussetzer, gute Reichweite, grösserer Datenpuffer und schnellere Nachlieferung bei Funkverlust. Und Begleitfahrzeuge, die den Namen verdienen — Toyota Hiace, VW-Bus o.ä. mit echten drei Sitzreihen; Gepäckhänger, die das Umladen ersparen, etc.

Heute kam noch die Awards-Zeremonie, wo sie quasi für jedes der neun Teams mindestens einen Preis vergeben haben, damit jeder mal auf die Bühne kann. Für uns gab es den Best Newcomer-Award und natürlich den hässlichsten Pokal, den man sich vorstellen kann, für den dritten Platz. Das Teil ist nochmal eine ganze Nummer billiger und schlechter sowie total lieblos gemacht, schon der Pokal der American Solar Challenge 2016 war nicht besonders toll.

Billiger geht nicht. Bisschen gefrästes oder gelasertes Plastik, mit sich ablösender Folie beklebt, Plastiksockel, etc.

Bei den Awards haben sie wieder versucht, das ganze Event in einen Kontext von irgendwas mit sustainability, also Nachhaltigkeit zu pressen. Von uns hat das niemand ernstgenommen. Sobald nur irgendein Team ein Flugzeug besteigt, ist es doch mit der Nachhaltigkeit sowieso vorbei. Bei sowas wirken nur tatsächliche Bedrohungen wie zum Beispiel die Wasserknappheit in Kapstadt. Die Wasserhähne wurden alle mit extremen Sparmassnahmen nachgerüstet, bei mir im Hotel kommt nur ein ganz dünnes Wasserspray aus dem Hahn. Aber sinnloserweise war die Zeremonie heute auch noch in einer riesigen Mall mit Casino, die mit natürlicher Umgebung und Nachhaltigkeit ebenfalls genau gar nichts zu tun hat.

Nach der Zeremonie sind wir noch Richtung Lion’s Head hinaufgefahren, aber meine Müdigkeit überwog meine Wandermotivation, so dass ich lieber nochmal 4h im Auto geschlafen habe, aber sogar relativ bequem diesmal.

Kapstadt-Panorama.

Die Aussicht war okay. Morgen geht’s zurück, das Team hat sich schon aufgelöst.

Kapstadt CBD.

SASOL 2018, Tag 8

Letzter Tag, dritter Platz, mehr war nicht drin, weniger aber auch nicht. Die Batterie ist am Rennende 80% voll, die bringt man bei dem niedrigen Tempo und voller Sonne wirklich nicht leer.

Aber zurück zum Camp: da ich Zweifel hatte, dass das Massenlager auf Steinboden und mit Blechdach wirklich angenehmer sein würde als zu zelten, hab ich mein Zelt allein draussen bei den anderen Teams aufgestellt und bin damit gut gefahren. Nachts kamen um 01:02 Rekruten im Gleichschritt und mit Militärgesängen vorbei. Einige Leute hatten mir auch gestern schon abend gesagt nicht nochmal — das Gefühl kenn ich.

Das kalte, harte und trockene Massenlager

Um 05:10 Uhr kam vom Team Nuon eine Mischung aus The Lion King und Schlagschraubern. Und wie ich später feststellte, waren die andern von der Nacht total durchfroren. Ich nicht und noch dazu hatte ich weichen Grasboden unter meiner Matte.

Der Plan für heute war bei Sicherheitsgeschwindigkeit ziemlich simpel. Unser Loop sollte bis zum Leuchtturm führen, dem südlichsten Punkt Afrikas (Festland-?). Ein langer Loop also und dann noch ein oder zwei weitere, danach die 162km bis Stellenbosch, um vor 16 Uhr dort anzukommen. Heute war also eine Stunde kürzer Fahrzeit.

Zum Start war es windstill, Remo fuhr, die Batterie war voll, das Wetter prima, wir hatten >200km Vorsprung auf das nächstplazierte Team und die Batterie hätte am Ende des Tages gern leer sein dürfen. Das sind aus strategischer Sicht alles Traktanden auf der Liste, die mit langweilig angeschrieben ist. 2016 auf der American Solar Challenge war das etwas anders, da mussten wir das Auto am Ende auf den Hänger laden, weil auf leicht hügeliger Strecke nichts mehr ging.

Kontrollstop, später Essensstop.

Also hab ich mir eine Challenge aus OREOs überlegt, d.h. dass die genau am Ende des Tages alle weg sind. Hat nicht geklappt, jänu.

OREOs 🙂

Meine späteste berechnete Abfahrt am Loop Stop war 13 Uhr, so dass wir 3h für 162km gehabt hätten. Unser erster Loop begann um 09:20 Uhr und wir sind bis zum Leuchtturm gefahren. Wir haben uns sogar beeilt, dass wir vor Team TUT loskommen, damit wir sie nicht gleich wieder überholen müssen. Ein gutes Argument von Michi gegen einen zweiten/weiteren Loop fand ich auch, dass das Risiko, dass man im Loop abbrechen und das Auto auf den Hänger stellen muss, zwar nicht grösser ist als beim direkten Weiterfahren zum Ziel, aber dass man dann eben die Kilometer vom Loop verliert — der wird ja nur gewertet, wenn er vollständig gefahren wurde.

09:32 Uhr, erster Loop: es lockert sich der hintere linke Radkasten. Anhalten, aussteigen, Duct Tape drüber, hält, weiterfahren.

Duct Tape am hinteren Radkasten.

09:44 Uhr, erster Loop: das Funkgerät im Solarauto muss gewechselt werden.

10:30 Uhr waren wir am Leuchtturm, haben das Auto bis hoch gefahren und ein Teamfoto gemacht.

Bisschen viel Weitwinkel für das Teamfoto am Leuchtturm.
Beni, Moritz, Marcel.

10:55 Uhr waren wir wieder am Kontrollstop. Ich hatte schon berechnet, keine zwei weiteren Loops zu machen. Also haben wir in Ruhe neben dem gestressten Team Nuon unser KFC-Zmittag gegessen und sind dann in Ruhe auf die zweite Runde gegangen.

Der Funkverkehr war auch entsprechend witzig. Die besten Sprüche kamen von Michi aus dem Lead Car: “S het no en ganze huufe herdöpfelstock do, wenn no öper wöt! und eine Weile später Achtung, s Schiff chunnt entgäge.

Es kommt ein Schiff gefahren….

Nach dem zweiten Loop gefahren von Selina ist ab dem Kontrollstop wieder Tobi gefahren, später kam noch ein Wechsel auf Selina, die dann SER3 ins Ziel gefahren hat. Tobis Sicherheitsgeschwindigkeit lag bei 103km/h, weil ich währenddessen (unabsichtlich) mit Safety Officer Karlheinz über Liegevelo-, Elektrovelo- und Velomobildetails gefachsimpelt habe. Später hat er dann bei Selina (leider) wieder aufgepasst, obwohl sie auch gern wieder schneller gefahren wäre als 60km/h.

Eine der letzten Fragen an mich von Karlheinz: “Wieviel Kilometer noch zum Ziel?” Antwort: “42”…

Ich hatte noch eine halbe Stunde Puffer für den Stadtverkehr in Stellenbosch eingeplant, dass wir auch wirklich vor 16 Uhr ankommen würden. Der war auch nötig, denn es wurde 15:54 Uhr. Also gut gerechnet. Es folgten die üblichen Wartereien und das Schaumbad im Ziel.

Schaumbad im Ziel trotz Wassermangel.

Vorher noch ein kurzer Burnout 🙂

Burnout erster Versuch.
Burnout zweiter Versuch.

Wie immer: mir reicht’s jetzt, ich will heim. Ich hab meinen Job erledigt, wie es alle erwartet haben und seh da keinen Grund zum Feiern. Das stand so in meiner Tätigkeitsbeschreibung.

Hier nochmal die Route.
Das Auto steht allein rum. Bier scheint wichtiger.

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SASOL 2018, Tag 7, Statistik

Wegen des morgendlichen Regens gab es heute weniger Kilometer.

Energie PV in [Wh]:
4035.634
Motorenergie out [Wh]:
4421.191
Motorenergie rekuperiert [Wh]:
-485.0891
Energie Batterie in [Wh]:
99.53265
Gesamtstrecke [km]:
291
Gesamtverbrauch ohne Rekuperation [Wh/km]
15.1931
Gesamtverbrauch mit Rekuperation [Wh/km]
13.52612

Batterie quasi +/- Null, mehr rauszufahren war bei dem Tempo nicht drin. Dazu müsste man mehr Kilometer fahren, was wegen der Zeitbegrenzung nicht geht oder man müsste schneller fahren, was wegen der Sicherheit nicht geht. Luxusprobleme.

SASOL 2018, Tag 7

Die Teammüdigkeit macht sich bemerkbar. Nach zwei Wochen mit wenig Schlaf gibt es schon einige Auflösungserscheinungen, aber das ist bei solchen Challenges normal. Die World Solar Challenge in Australien geht ja eigentlich kürzer als acht Tage, aber wenn man jetzt einrechnet, dass die PV-Fläche um 1/3 verkleinert wurde, geht sie vielleicht auch wieder länger.

Heute gab es einen sehr schönen Sonnenaufgang, nur kamen die Wolken aus der anderen Richtung.

Wolken in Richtung Osten.

Böse Wolken in Fahrtrichtung.

Dort sah es entsprechend duster aus, es wurde windig und ab 06:45 Uhr gab es strömenden Regen.

Total verregneter Morgen.

Also haben wir beschlossen, direkt auf dem Trailer zu starten. Das ging wohl irgendwie nicht, also sind wir mit SER3 noch über die Startlinie gefahren und dann gleich 50m weiter in die Tankstelle abgebogen, um das Auto auf den Hänger zu laden. Andere Teams haben das genauso gemacht.

SER3 startet in Sedgefield.
…und wird gleich danach auf den Hänger gestellt.

08 Uhr war die zweite Abfahrt auf der heutigen Etappenstrecke von Sedgefield via Mosselbay nach Swellendam. Die Loops sollten heute nur 29km lang sein, also war geplant, mehr davon zu fahren. Den ersten Plan hatte ich am Vorabend gemacht, den zweiten dann heut morgen mit dem Wetter, den dritten am Kontrollstop, den vierten bei der Verlegung des Kontrollstops, den fünften beim Fahrerwechsel und den sechsten noch auf dem Loop. Klingt umständlich, ist aber so. Ständig ändert sich was und die Organisation wirkt häufig mal planlos.

Um 09:20 Uhr haben wir einen Parkplatz angesteuert, weil das Wetter inzwischen trocken war, so hatten wir noch eine Aufwärmfahrt bis zum Kontrollstop. Vom Kontrollstop aus hatte ich fünf Loops berechnet, die in die Zeit zwischen 10:30 Uhr und 13:30 Uhr passen würden — zu letzterer Uhrzeit war späteste Abfahrt, um mit akzeptabler sicherer Geschwindigkeit noch pünktlich ins Ziel zu kommen.

Abladen von SER3 in der Sonne.

Als wir in Mosselbay ankamen, war da (Freitagvormittag, Supermarktparkplatz) viel Verkehr und viel Stau. Ab dort hatte ich schon meine Berechnung auf vier Loops reduziert, weil die Durchschnittsgeschwindigkeit im Stau nun mal massiv abnimmt.

Windiger Kontrollstop in Mossel Bay, später aufgelöst und verlegt.

Nach dem halbstündigen Stop folgte der erste Loop um 10:35, der zweite um 11:19 Uhr.

Die schlechteste Brücke der gesamten Strecke bisher.

Während des zweiten Loops erreichte uns die Nachricht des Organisators, dass der Kontrollstop/Loopstop verlegt würde, weil einfach zuviel Verkehr war und weil da gewisse Leute (haha, die Parkplatzsucher) ausgeflippt wären. Einige Leute von uns waren beim Kontrollstop geblieben, weil wir da ja mehrmals vorbeikommen würden. Die haben wir dann aber wieder aufgelesen, zumindest war das Team am Tagesende wieder vollzählig.

Eine Stunde später, gegen 12:45 Uhr, folgte die Information, dass die Loops gegen Ende der Tagesetappe eingebaut würden. Bis dahin hatten wir aber noch mit etlichen Winden zu kämpfen, meine Berechnung meinte “noch ein Loop” (zwei hatten wir ja schon) und meine Schätzung für die Zielankunft 16:45 Uhr.

Als wir 10km vorm Ziel am (jetzt neuen) Kontrollstop ankamen, sah der eigentlich genau gar nicht anders aus als sonst, genauso improvisiert halt. Ab da ging es wieder 16km zurück und umgedreht wieder zum Kontrollstop für die Loops. Es blieb bei einem Loop, dann noch einem kurzen Ladestop in der Sonne und einer gemütlichen Zieleinfahrt.

Alle Solarautos im parc fermé in Swellendam.

Bei den Sicherheitsgeschwindigkeiten, die wir momentan fahren, ist es bei ausreichender Sonne quasi unmöglich, die Batterie überhaupt leerzufahren. Zwischen 11 und 15 Uhr war der Ladestand quasi gleich, nur davor und danach gab es Abweichungen. Von daher muss ich mir jetzt über die Ausbalancierung gar keine Gedanken mehr machen. Die Zellenleistung ist ebenfalls erstaunlich, kurzzeitig mit Kühlung waren es über 1kW. Vielleicht wollten die Zellen einfach mal kurz fliegen gehen, bevor sie auf Hochleistung schalten.

Leistung und Energie 2018-09-28, SASOL2018

Es ist Freitag. Daher gab es Fisch zum Znacht 🙂

Morgen folgt noch ein letzter Tag, der auch um eine Stunde Fahrzeit verkürzt ist. Das macht es nicht unbedingt einfacher, die Energie auf die Strasse zu bringen, wenn die Sonne dazu noch scheint. Ins Ziel sollten wir locker kommen, es gibt noch einen Fotostop am südlichsten Punkt Afrikas und der Loop dorthin wird auch noch doppelt gezählt, weil da angeblich so viel Verkehr ist.

Unsere Fahrer meinen übereinstimmend, dass es viel sicherer wäre, schneller zu fahren und rollen zu lassen, anstatt zu bremsen und damit zu rekuperieren. Da wir nur einen Motor hinten links haben, verzieht es das Auto beim Rekuperieren recht stark und da müssen sie nicht nur gegen den Wind ankämpfen, sondern auch noch dagegen. Die Sicherheitsgeschwindigkeit macht meinen Job auch relativ überflüssig, weil ich bei gutem Wetter gar nichts optimieren muss, sondern einfach genug Energie da ist.

Ach ja: es ist ziemlich grün hier, wir haben Zebras gesehen, das Meer ist auch da und es wird unheimlich schnell kalt abends. Das Klima gefällt mir.

Strausse. Ich bin für Rührei und Straussschnitzel.

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SASOL 2018, Tag 6, Statistik

Insgesamt haben wir heute Energie gutgemacht. Der Unterschied zwischen mit und ohne Rekuperation ist schon deutlich. Die Frage ist aber eher, ob man mit “Rollen statt Rekuperieren” noch günstiger gefahren wäre, aber das wäre nicht ohne Überschreiten der Höchstgeschwindigkeiten gegangen bei den starken Steigungen heute.

Energie PV in [Wh]:
4818.34
Motorenergie out [Wh]:
5185.932
Motorenergie rekuperiert [Wh]:
-647.4191
Energie Batterie in [Wh]:
279.8275
Gesamtstrecke [km]:
371
Gesamtverbrauch ohne Rekuperation [Wh/km]
13.97825
Gesamtverbrauch mit Rekuperation [Wh/km]
12.23319

Batteriestand jetzt ungefähr wie gestern, etwa 200Wh mehr. Morgen müssen wir anfangen, Energie zu verheizen. Das wird mit den zeitlichen und den Tempobeschränkungen aber sowieso schwierig, mal schaun.

SASOL 2018, Tag 6

Team Spirit hilft, würde ich sagen, das war eine geniale Teamleistung und das Kompliment von Markus kann ich auch nur so weitergeben. Gestern ist uns ja das Oberdeck weggeflogen, wir mussten das Auto auf den Hänger laden und so ins Ziel fahren. Dann war erstmal die Stimmung kaputt. Das Auto war aber reparabel und bis spät in die Nacht wurde noch daran gearbeitet.

Leicht ™ kaputte Ecke.
Bisschen verkratzte Panels.
Auch hier kleinere Kratzer.
Schaum tut super für die SER3-Ecken.
Night Session in der Boxengasse.
Oberdeckhalterung neu verkleben.
SER3 in mint condition.

Alles wurde verkabelt, getestet und lief am Morgen wieder.

Ich hatte wegen des erwartbaren Lärms vom Team Nuon auf halber Strecke zwischen Boxengasse und GC4DBF8 übernachtet, das war weit genug weg. Heute morgen waren es dann 7°C, meine Ausrüstung war dahingehend top geplant. Der Lärm kam am Morgen aber gar nicht, sie haben es wohl doch begriffen.

Wegen der späten Einfahrt hatten wir auch einen späteren Start, aber das ist ja relativ egal. Kurz vor dem Start haben wir nochmal Probleme mit der Datenübertragung festgestellt. Die Spannung wird an zwei Stellen ausgelesen, erst ging es im Auto gar nicht, aber bei mir in den übertragenen Daten hat es gestimmt. Später ging es dann nach ein paar Neustarts und Anpassungen auch im Auto wieder einwandfrei.

Das neuwertige Fahrzeug einmal zur Startlinie geschoben.
Ein handelsüblicher WC-Papier-Keil, damit das Auto nicht wegrollt.

Aus Sicherheitsgründen und weil wir ja kein Segelboot sind, das man in den Wind dreht, reduzieren wir für den Rest der Challenge unsere Höchstgeschwindigkeit deutlich, auch abhängig vom Wind. Das ist für den Verbrauch sowieso besser und von der Plazierung unter allen Teams wird es wohl auch keinen grossen Unterschied machen.

08:30 Uhr: die Leistungsdaten der Panels sehen aus wie in den vergangenen Tagen. Gut, da scheint nicht viel kaputt zu sein. Nur für relativ lange Zeit hatte ich nur Datenübertragung im Minutentakt, das hat sich später aber wieder eingependelt auf die normalen 4 Sekunden.

Unsere Strategie für heute habe ich mit einem Loop berechnet. Wegen der schon im Briefing vor einer Woche angekündigten Höhenmeter in diesem Loop habe ich aber die Entscheidung, ob wir den Loop wirklich fahren, bis zum Beginn der zweiten Teilstrecke (=teilweise Loop) vertagt. Wir konnten hochfahren, wir konnten mit Rekuperation runterfahren, also sind wir den Loop gefahren.

Team Tokai im Loop gesehen (rechts).

Der Plan, den ich um 09:35 schon gemacht hatte, stimmte fast minutengenau bis zum Ende des Tages. 10:35 am Kontrollstop, Abfahrt dort 11:10 (Loop oder nicht), nach dem Loop nochmal stoppen, hinterher noch einen Fahrerwechsel und Ankunft im Ziel um 15:45 Uhr. So kam es dann auch 😀 Zwischendurch mussten wir noch einen platten Reifen wechseln in der Rückfahrt zum Kontrollstop im Loop, alles kein Problem, da hatte sich was reingebohrt und vorher hatte bei Selina auch der Motorcontroller abgestellt. Sie hatte also wieder super Timing, gleich zwei Stops zu einem zusammenzulegen. Unsere Fahrer waren alle super, haben beim Bergabfahren das Tempo durch Rekuperation gar nicht zu stark ansteigen lassen und sind ansonsten sicher gefahren.

Party der Highschool für die Solarautos. Ich hab da ein Basecap gleich weiterverschenkt.

Zwischendurch war mal das Meer sichtbar und wir haben heute sehr viele Höhenmeter gemacht. Im Begleitfahrzeug hab ich mich auch noch neben dem Job als Stratege als Navigator, als Funker und als Essenszubereiter und Müllsammler nützlich gemacht. Die Datenauswertung läuft ja, da kann ich auch noch fünf sehr gute Birnen mundgerecht zuschneiden und nach vorne reichen. Bei unserem Fahrer kamen vier Birnen an, zurück kam nur die leere Dose 🙂

Am Funk heisst das “Achtung, Toblerone!” 😀

Der Tag war also sozusagen total ereignislos und ein ganz normaler Tag unserer Challenge gegen die Sonne. Dass die anderen Teams hier auch noch rumfahren, ist für die Strategie total irrelevant.

Man kann hier direkt Sonne aufladen oder fossile Sonne im Hintergrund.

Meine Daten waren heute mal in zwei Files aufgeteilt, was ich nach der Plausibilitätsprüfung der amtlichen Tagesstatistik gleich gemerkt habe. 5Wh/km Verbrauch kann einfach nicht passen. Immerhin haben wir heute 12% unserer Motorenergie durch Rekuperieren wieder reingeholt. Mehr dazu im folgenden Statistik-Post. Morgen gibt’s kurze Loops und davon vermutlich 4 Stück.

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SASOL 2018, Tag 5, Statistik

Energie PV in [Wh]:
3044.434
Motorenergie out [Wh]:
3448.762
Motorenergie rekuperiert [Wh]:
-64.10823
Energie Batterie in [Wh]:
-340.2192
Gesamtstrecke [km]:
235 (Schätzung)
Gesamtverbrauch ohne Rekuperation [Wh/km]
14.67558
Gesamtverbrauch mit Rekuperation [Wh/km]
14.40278

Gewertet wurden aber nur 70km weniger, weil wir mit deutlicher Verspätung ins Ziel kamen. Zudem muss der nicht fertig gefahrene Loop auch noch von obigem Wert abgezogen werden. Die negativen Höhenmeter bis Port Elizabeth haben wir leider das Auto auf dem Hänger gehabt, sonst wäre der Verbrauch günstiger gewesen. Batteriestand geschätzt 75%.

SASOL 2018, Tag 5

Team Nuon ist nach relativ übereinstimmender Meinung sehr arrogant. Heute morgen waren sie dazu noch ein echtes Arschloch-Team, weil sie den gesamten Campingplatz ab 04:40 Uhr mit ohrenbetäubender Musik absichtlich (!) beschallt haben. Das ist sportliche Unfairness in ihrer reinsten Form. Wenn sie das nochmal machen, sind wir dann 22 Uhr bei ihnen bei den Zelten und wecken sie gern, wenn sie ja schon ab 20 Uhr schlafen.

Zählt Fondue als Alkoholkonsum? Sonst könnte man den Entzug gutschweizerisch lösen 🙂 Die Nacht war trotzdem schon ziemlich kalt und es hat eine Weile gedauert, bis wir heute morgen auf Temperatur waren.

Meine Strategieberechnungen mache ich immer noch auf Papier:

Strategie: Anzahl Loops ergibt Kilometer ergibt Energie und Zeit, mit Zeitfenster für zwei Zielgeschwindigkeiten und Pausen für Kontrollstop/Fahrerwechsel.

Die eingerahmte Variante war die angedachte. Von der Fahrzeit her und vom Verbrauch sollte es ausreichen, um kurz vorm Ziel nochmal laden zu können. Ausserdem wollte ich noch die Verschattung durch die Haube am Nachmittag minimieren.

Morgenstimmung direkt nach Sonnenaufgang.

Noch eine lustige Story aus dem Funkverkehr: es war abgemacht, dass die Fahrer jeweils mit klick-klick quittieren, wenn sie eine Anweisung verstanden haben, damit sie nicht gross sprechen müssen. Gestern auf den schnellen Abfahrten kam auf die Frage Selina, fahrsch gern so schnäll? umgehend ein klick-klick-klick-klick 😀

Wir starteten also ereignislos auf den ersten Teil der Strecke und bis Jansenville lief alles problemlos. Im Begleitfahrzeug waren wir uns darüber einig, dass das schlimmste bei Technik nicht Fehler sind, sondern unerklärliche Fehler. Wenn an meinem Velo was klappert und ich weiss warum, ist das viel weniger schlimm als wenn nicht erklärbare und noch nicht mal reproduzierbare Geräusche auftreten. Ähnlich mit der Telemetrie am SER3. Anfangs hatte ich durchgängig Live-Daten, später kam dann wieder eine Verzögerung dazu. Heute war meine Vermutung, dass es an irgendeiner Temperatur liegen könnte, also sich das Auto aufheizt und dann irgendwas langsamer sendet.

Beim Rekuperieren hat das Auto später mal die Batterie abgestellt — das kann daran liegen, dass zuviel Energie in der Batterie ist, sie also zuviel Spannung hat. Das hat Einfluss auf die Strategie. Zu dem Zeitpunkt habe ich (auch wegen massiver Sonne) noch die Variante mit drei Loops durchgerechnet, die wir auch später probiert haben. Das führt aus Optimierungssicht zu viel weniger Spielraum, wenn die Batterie nur zu 85% (oder so) gefüllt werden kann und sonst andere Probleme auftreten. Ein Layer-8-Problem im Auto hatten wir auf der Strecke auch noch.

Bei einem notfallmässigen Fahrerwechsel war bei dem starken Seitenwind schon eine Panelhalterung vom Oberdeck abgerissen, trotz Festhalten des Oberdecks. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch nochmal auf zwei Loops umgeschwenkt und lieber Reserve gelassen für allfällige Probleme und Zeitverzögerungen. Nach dem ersten Loop wieder am Kontrollstop hab ich mir aber die Sonne angeschaut und die Batteriespannung und bin auf noch zwei schnelle Runden gewechselt (schnell = eine Stunde pro 65km-Runde). Tobi hatte den ersten Loop, Remo dann den zweiten. Interessant war die massive Verbrauchsänderung auf dem Hinweg des Loops gegenüber dem Rückweg: hinzu bergauf/Gegenwind 20Wh/km, retour bergab/Rückenwind 7Wh/km. Mit dem Velo würde man das noch viel deutlicher spüren und nicht nur in den Daten sehen.

Aufladen des Oberdecks.

Und dann kam der dritte Loop, den wir gegen 13 Uhr mit einem Cabrio abbrechen mussten. Niemand verletzt, Beschädigungen sind reparabel, wir arbeiten dran. Mehr ist zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Ich geh mal mithelfen.

SER3 auf Trailer. Ungewohntes Bild.

Untergekommen sind wir auf einer Rennstrecke in der Boxengasse bzw. daneben auf dem Camping. Wenn Team Nuon morgen wieder Lärm macht, geh ich ihnen die Kabel von den Boxen abklemmen.

Aldo Scrabante Raceway
Duschcontainer. WCs auf der Rückseite.

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SASOL 2018, Tag 4, Statistik

Wir waren heute am vierten Tag der SASOL2018 einerseits sparsam im Verbrauch und andererseits stark beim Energieaufnehmen, mehr muss man eigentlich nicht sagen.

Energie PV in [Wh]:
4042.602
Motorenergie out [Wh]:
2568.514
Motorenergie rekuperiert [Wh]:
-173.5631
Energie Batterie in [Wh]:
1647.651
Gesamtstrecke [km]:
255
Gesamtverbrauch ohne Rekuperation [Wh/km]
10.0726
Gesamtverbrauch mit Rekuperation [Wh/km]
9.391965

So ungefähr hatte ich mir das auch morgens ausgedacht, und das Wetter hat sogar mitgespielt 🙂