Tagesablauf Milano

Die Temperaturregelung im Hotel war seltsam, irgendwie war das Thermostat verkehrtherum beschriftet und hat auch so geregelt. Also war es dank zu dünner Decke zu kalt. Die folgende Nacht entsprechend dann zu warm 🙂

09:15 im Büro
09:16 zum Kaffeeautomat
09:30 im Büro
09:30 bis 13:30 Daten anschauen, herumbasteln, ausprobieren, fluchen, sich über den Datenlieferanten aufregen
13:30 bis 14:30 Mittagessen
14:30 bis 18:00 Daten verfluchen, Ideen bekommen, Preismodelle anschauen, Fahrer-Scores probieren, Hoffnung schöpfen
18:00 bis 21:00 Stadtrundgang am Kanal
21:00 bis 22:30 Abendessen

Hm. Plastikbecher aus dem Kaffeeautomat, das hätte ich jetzt in Italien nicht erwartet.

Die Datenstrukturen der Telematikdaten sind nun echt nicht so, wie man sie erwarten würde. Wahrscheinlich hat der Datenlieferant aus technischen Gründen die Daten einfach so gelassen, wie sie kamen und jetzt muss man sich selbst zusammenreimen, was wie wo zusammenhängt. Dabei fallen etliche Ungereimtheiten auf, zum Beispiel warum bestimmte Datenfehler immer sonntags kommen, wenn die Woche plötzlich aus acht Tagen besteht. Immerhin hab ich keine Sommer- und Winterzeitprobleme gesehen.

Aber: mit den noch nicht korrigierten Daten hab ich Schadenvorhersagemodelle gebastelt, die natürlich nicht besonders gut funktionieren. Falls sich am Ende bestätigt, dass die Modelle mit den korrigierten Daten doch funktionieren, dann wäre das mal wieder ein klassisches Beispiel für garbage-in — garbage-out und ein erneuter Beleg, dass man genau verstanden haben muss, was die Daten bedeuten, bevor man sie verwendet. Es gibt ja so Managementfuzzis, die das einfach nicht kapieren wollen und denken, Datenanalysen und Machine Learning wären einfach, weil man ja nur einen Knopf drücken müsse. Denen sag ich ja schon immer: Gut, dann mach’s halt selber, hier hast Du eine Shell, viel Spass. Ergebnisse bitte in fünf Minuten!.

Milano ist ansonsten nicht so mein Fall, wie das eben mit Grossstädten bei mir so ist. Der Autokollaps ist offensichtlich, wenn man sich anschaut, welche riesigen Flächen von parkenden Autos versperrt werden und nicht für Menschen zugänglich sind. Ein grosser Fluss fehlt irgendwie. Mietvelos gibt es auch in Massen.

Teatro alla Scala: Die Fledermaus von Johann Strauss

Im Zug zwischen Chiasso und Monza fiel mir spontan ein, dass ich ja mal schauen könnte, ob es für die Scala noch Opernkarten gibt und was grad so gespielt wird. Dabei ergab sich Die Fledermaus und noch bezahlbare Ticketkategorien waren auch da. Also hab ich schnell meine dienstlichen Gastgeber gefragt, ob sie mich schon für den Abend verplant hätten und fertig war der Operettenbesuch.

Das Programm.

Von der Handlung hatte ich keine Ahnung, bin also quasi nur mit Sprachkenntnissen bewaffnet in die Oper gegangen. Ja, das Haus ist deutlich grösser als die Wiler Tonhalle und auch viel grösser als das Zürcher Schauspielhaus. Bei vollem Haus sollten da geschätzt 1600-1800 Leute reingehen, wobei dann Gesamteinnahmen von 300-400kEUR pro Abend herauskommen dürften. Ich war in einer Fünfer-Loge mit dem zweitbesten (und zweitteuersten) vorderen Platz, 144 EUR für mich, 220 für den neben mir, 90 für den hinter mir. Die haben das Yield Management einfach nach Sicht betrieben.*

Die Ränge/Logen.

1. Akt

20 Uhr war Start, das Pausensignal war nicht hörbar, sondern nur in Form des 1x, 2x, 3x gedimmten Lichtes spürbar. Im Bühnenbild, das ein sehr luxuriöses Wohnzimmer darstellte mit schneebedeckten Bergen und einem Weihnachtsbaum im Hintergrund, fuhr ein Staubsaugerroboter herum, der auch später von Rosalinde und Adele mit in das Getanze einbezogen wurde. Alfred lief beim Getränkeholen mehrfach im exakten Stil von Dinner for One über einen exakt wie im Film drapierten Raubtiervorleger, zweimal mit Stolpern, beim dritten Mal mit einem eleganten Übersteiger. Der Witz kam bei mir jedenfalls sehr gut an. Die Handlung plätscherte so vor sich hin, war recht gut verständlich. Alle gesungenen Texte waren auf Deutsch, alles andere war gemischt Deutsch (mit österreichischem Akzent), meist Italienisch, später dann auch Französisch. Im Hintergrund kletterte jemand auf dem Weihnachtsbaum herum und stürzte ab, bekam auch später noch von dessen Beleuchtung einen Stromschlag.

2. Akt

Hier wurde ein grosses Fest aufgebaut, plötzlich waren um die 50 Leute auf der Bühne (ein paar Bilder sind hier: operaclick recensione) und es wurde getanzt, gefeiert und Champagner getrunken. Als ich nach ein paar Minuten zufällig in den Orchestergraben schaute, hielten sich alle die Ohren zu und prompt kam drei Sekunden später ein lauter Knall auf der Bühne. Die bekannte Donner-und-Blitz-Polka kam mit Balletttänzern dazu. Ansonsten war der Orchestergraben sowieso sehr gut zu überblicken. Die Hörner sind zwischendurch fast eingeschlafen, ein Cellist hat bei einem längeren Bühnenstück ohne Orchester eine deutliche Drehorgel-Bewegung zu seinen Kollegen gemacht, aber sonst ist mir da nichts weiter aufgefallen, ausser der originellen Sitzverteilung. Sechs Bässe ganz links, sechs Celli in der Mitte, die ersten Geigen links der Mitte, die zweiten Geigen und Bratschen jeweils aussen. Aber klanglich wohl eh egal.

3. Akt

Der Zellenschliesser Frosch war der lustigste Charakter, zum Glück hatte ich den italienischen Untertitel (wobei das relativ ist: auf dem Untertitel-Display war zwar Deutsch angegeben, aber es war eigentlich nur die jeweils gesprochene Sprache) und konnte mir viel zusammenreimen und mitlachen. Am besten war die vom Souffleurkasten heraufgegebene Wodkaflasche. Der Satz ging kurzweilig zu Ende und die Leute sind schon aufgestanden, als die Vorhänge noch auf- und zugingen. Das Orchester war beim zweiten Aufgang auch schon verschwunden aus dem Graben. 03:20 Stunden sehr kurzweilige Unterhaltung, die absolut das Geld wert war. Wer Disziplin im Orchestergraben sehen will, muss aber in die Regimentstochter nach Wil kommen.

Der Blick vom Platz aus, die Musiker im Graben sind schon weg.
Das Untertitel-Display am Platz.

Auf dem Heimweg hatte ich dann den Dom auch fast ganz für mich allein, es regnete nicht (wie ja nördlich der Alpen derzeit üblich) und das ÖV-System funktioniert recht gut und ist mit 04,50 EUR für eine Tageskarte doch ziemlich günstig.

Il Duomo, fast ohne Menschen drumherum.

* jaja, Zahlen halt, das ist einfach so bei mir… Zwischendurch fiel mir noch was zur Prämienberechnung in der telematik-datenbasierten Autoversicherung ein, dessentwegen ich ja hier eigentlich bei der Reale Mutua bin. Für die Gedanken könnte ich den Opernbesuch glatt auf die Spesenrechnung nehmen 🙂

Im ETR610

Einer der wenigen Regelzüge, die ich noch nicht auf längerer Strecke gefahren bin, ist der ETR610. Für eine Dienstreise nach Milano bietet der sich ja an. Abfahrt in Wil 06:08, in Zürich um 07:09 und dann 10:35 in Milano Centrale. Die Bediensteten des hinter mir befindlichen Bordrestaurants sprechen schon ausschliesslich Italienisch 🙂

Fast zur Ausstattung passendes Ortlieb-Blau.

Je nachdem, ob ein Zug von Wil nach Zürich in den Bahnhof Löwenstrasse (ohne Fahrtrichtungswechsel) oder ebenerdig (mit Fahrtrichtungswechsel) in Zürich einfährt, überlege ich mir normalerweise vorher schon, an welchem Ende des Zuges ich in Wil einsteige. Heute wegen früher Uhrzeit nicht, also kam ich am Kopfbahnhofende an und durfte dann 14 Wagenlängen von A nach D bis raus aus der Bahnhofshalle laufen, was auch genau die Strecke war, die ich in Wil sinnloserweise ans Kopfende gelaufen war.

Fusstransfer von A nach D.

In Milano gibt’s dann das 3-Tages-ÖV-Ticket für 19 EUR.

Post vom BfS / Die Bankräuber

Alle drei Jahre überschlagen sich die kulturellen Ereignisse wohl: siehe Januar 2018. Damals hatten wir schon einige Aufführungen von La Traviata gespielt, diesmal haben wir grad die Premiere von Die Regimentstochter hinter uns. Damals hatte ich eine der ersten Vorstellungen von Beat Schlatters Stück Polizeiruf 117 (mit Fieber) besucht, diesmal gestern Tickets für die allererste öffentliche Aufführung von Die Bankräuber, wieder im Hechtplatztheater, auch mit deutlichem Kratzen im Hals. Aber für das Stück lohnt es sich absolut, es sind sehr viele aktuelle Referenzen drin und (Spoiler!) Roger Federer ruft im Stück an. Ausserdem wird versucht, einen Ostschweizer Dialekt zu imitieren bei der Ausübung eines Banküberfalls 😀 Kurz vorm Ende mussten sie alle ziemlich lachen auf der Bühne, was wohl nicht so im Drehbuch stand, es aber umso lustiger machte.

Es begab sich aber zu der Zeit…

Und dann hatte ich heute noch eidgenössische Post aus Neuchâtel und da fiel mir als erstes das Bundesamt für Statistik ein. So war es denn auch: ich gehöre zu den 3% der Bevölkerung, die gezählt und geschätzt werden, der Rest ist registergestützt und die werden da schon sinnvolle Daten draus machen beim BfS. Leute wie ich machen dann hinterher so tolle Auswertungen wie die Grenznäheberechnung oder ordnen Hektarrasterzellen zu Postleitzahlen zu. Ohne die Daten vom BfS ginge das aber nicht, von daher hab ich den Fragebogen subito online ausgefüllt.

Mal noch so eine theoretische Frage: in welchem Land wird ein Todesfall im Sterberegister eingetragen, wenn jemand mehrere Staatsbürgerschaften hat? Schon im Erbrecht scheint das ja kompliziert zu sein.

Velostellplätze im Swiss Twindexx

Ende Mai hab ich den Twindexx mal in Bern fotografiert, mit der Absicht, doch mal die Velostellplätze anzuschauen. Damals waren die Türen noch nicht so viel mit Piktogrammen beklebt, das wurde jetzt nachgeholt. Gestern stand zufällig einer auf Gleis 4 im HB* herum — am Ende ist er mir wie in Scuol der RhB-RE genauso vor der Nase weggefahren, die ich grad zwecks Blick ins Innere nah ans Fenster gehalten hatte. Aber ich war ja fertig mit Anschauen.
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Eislaufen im Engadin

Endstation Scuol, wie schon im Juli 2014, so langsam kriege ich die Bündner Täler auf der (mentalen) Karte sortiert. Die Dialektausdifferenzierungen im Romanisch sind schon echt interessant, wenn man sich die Schriftsprache anschaut und die in Scuol nachdenken müssen, was in Disentis in der Zeitung geschrieben wurde. Es ist nicht mal so, dass ich gar nichts verstehen würde wie 2012 im Schweizerdeutschdialekt, sondern ich versteh einzelne Worte oder Wortgruppen und dann kommen wieder total ungewohnte Worte, die ich noch nicht mal in Einzelteile zerlegt bekomme. Challenge accepted, sag ich da nur (aber erstmal Italienisch auf C-Niveau bringen). Auf alle Fälle muss ich die Schriftsprache dazu sehen.

Jedenfalls kann man da auch Freiluft-Eislaufen, wie in Gstaad vor kurzem. Die Eisbahn auf 1260m Höhe, rundherum ordentlich Schnee und ein paar Dreitausender und diesmal mit persönlicher Führung (ohne Geocaches), dafür kann man schonmal einen Tagesausflug machen. Abfahrt in Wil um 06 Uhr bei 9°C (dort ging’s noch bis 13 Grad rauf, bevor ein Temperatursturz kam, das sagt mir mein Temperaturlogger), bis Landquart gab es quasi U-Bahn-Gefühl*, weil es ja eh dunkel war. Direkt nach Landquart ging’s rauf und plötzlich lag überall Schnee.

*Swiss Metro braucht keiner, die sollen doch einfach im Dunkeln fahren, nachts ist auch kein Verkehr 🙂 Ausserdem will doch keiner in 12 Minuten von Bern nach Zürich, obwohl das mit dem Viertelstundentakt noch hinkommen würde. Lasst die Leute lieber zu Hause arbeiten, anstatt sie täglich durch die Gegend zu kutschen.

Landquart um 07:37 am 03.01.2018

Dank SNB hab ich auch fast immer das Merkblatt dabei, wie lang die Bahntunnel sind und bin daher heute 2x19km Veraina-Tunnel gefahren. Die Schriftgrösse auf dem 10er-Nötli ist grad noch lesbar ohne Lupe im richtigen Licht. Der Veraina hat Swisscom mit 4G und Salt komplett ohne Netz. Bei der Rückfahrt stand ich grad am Zug und hab durch das Fenster von aussen aufs RhB-Streckennetz geschaut und gewitzelt, dass der Zug jetzt hoffentlich nicht abfährt, als er genau dies tat. Aber nur, weil er noch Fracht von Gleis 1 anhängen wollte.

Vermutlich der Piz San Jon hinten im Bild.