Lausanne-Genf via Evian-les-Bains

Daheim in Wil (und auch in der Umgebung von Zürich bis St. Gallen) hat’s die letzten vier Tage so viel geregnet, dass langsam die Überschwemmungen anfangen. Aber es gibt ja andere Ecken, wo man im Trockenen eine Runde fahren kann. Also mal relativ früh aufgestanden und 07:40 in Wil in den Zug bis Lausanne und ab um den See bis Genf. Die Stimmung um die Uhrzeit war ganz lustig, es war fast Totenstille und kein Verkehr, nur auf dem Weg zum Bahnhof begegneten mir zwei Postautos und der 722er-Bus.

Wil SG um 07:35. Alles ruhig.
Wil SG um 07:35. Alles ruhig.

Die Strecke bis Zürich konnte ich im ICN reservieren, nur die restliche Strecke war belegt, also bin ich halt in Zürich ohne Perronwechsel von Gleis 31 auf Gleis 32 gerollt und war sogar noch vier Minuten eher in Lausanne. Die Anfahrt auf Lausanne kannte ich schon: sehr schön, wenn man plötzlich den See sieht. Oder weniger schön, wenn man weiss, dass man fast die ganze Velostrecke sieht.

Der Genfersee bei der Anfahrt auf Lausanne, Richtung Osten (Rhonedelta).
Der Genfersee bei der Anfahrt auf Lausanne, Richtung Osten (Rhonedelta).

Beim McD in Lausanne hab ich ein verfrühtes Mittagessen eingeworfen. Ich frag mich, was so schwierig daran sein kann, bei einer Bestellung von einer grossen Portion Pommes fünf Minuten zu brauchen, zumal ich die natürlich selbst am Terminal bestellt hab. Ich hätte sie mir auch selber holen können… Gab leider kein McDrive in Lausanne am Bahnhof 🙂

Mit leichtem Rückenwind rollte es sich recht fix bis zum Rhonedelta, nur unterbrochen von ein paar Foto- und Cache-Stops und natürlich, um kurz bei Freddie in Montreux anzuhalten. War mir eindeutig zu voll dort, aber logisch, an einem Sonntag bei gutem Wetter.

Ein Menschenauflauf in Montreux bei Freddie, geht gar nicht, also schnell weiter.
Ein Menschenauflauf in Montreux bei Freddie, geht gar nicht, also schnell weiter.

Eine Weile hab ich noch rumgerätselt, wo denn jetzt die Landesgrenze kommt und dann hab ich sie fast verpasst. Vorher bin ich erst noch durch ein Stück Wallis gefahren, nachdem ich die Rhone überquert hatte.

Mach mal Pause, sehr idyllisch, etwas windig, keine Leute.
Mach mal Pause, sehr idyllisch, etwas windig, keine Leute.

Zwischen St. Gingolph und Evian-les-Bains war dann nur wenig Verkehr auf der Strasse. Ich hab den Eindruck, dass die französischen Strassen eine niedrigere mittlere Qualität haben und dafür aber eine grössere Varianz. D.h. meistens war’s unbequemer zu fahren als in CH, aber manchmal auch genial, topfeben und mit sinnvoller Fahrbahnaufteilung. Ein Teilstück meiner Route vor Thonon-les-Bains sah aus wie Autobahn, aber auf 90km/h begrenzt, mit Mittelstreifen, ohne Randstreifen, breite Spuren, also schön drauf geblieben. Nach 1km kam eh 2-3km Stau, da war irgendein Volksfest. Leute, begreift’s doch: ihr könnt nicht alle mit eurer Karre anreisen. Der Platz ist einfach nicht da. Immerhin bin ich am Stau schnell vorbeigefahren, ab der Hälfte sogar mit zwei Töfflis (Mopeds) vor mir, die sich (und mir) den Weg freigehupt haben, weil sie selbst durchwollten und mich erst am Ende im Rückspiegel gesehen haben.

Nach dem Stop beim McD(rive) in einem superhässlichen autofreundlichen platzverbrauchenden Gewerbegebiet (voll amerikanisch, sogar teilweise von Planungstrotteln ohne Trottoirs erstellt) bei Anthy sur Leman kam noch ein kleiner Schlenker nach Norden am “Ufer” entlang, aber vom See hab ich erst kurz vor Genf wieder was gesehen. Da war’s mir dann absolut zu voll und an der Ausfallstrasse standen schon die tiefergelegten Vollprolls in Reih und Glied und ab zu wehte der süssliche Duft von Cannabis auf die Strasse. Da ich ein paar Kilometer vorher die Zielnavigation angestellt hatte, wusste ich, dass ich es bis zum Bahnhof knapp vor Zugsabfahrt schaffen würde, habe dort noch auf der Rolltreppe die Veloreservation getätigt und bin eingestiegen.

Der Laptop* ist die ganze Zeit mitgefahren, weil ich ja wusste, dass ich hinterher noch 3:30 im Zug sitzen würde. Strom gibt’s, Essen auch, Internet auch, WC auch und das Velo kann mit. Vollversorgung also.

*Laptop = Toshiba Ultrabook, nicht das Lenovo-T420s-Waffeleisen, das wir dienstlich haben.

Ergebnis: 113km, 5:19 Fahrzeit (Link zum Track) und die Erkenntnis, dass ich mit zwei jeweils 4kg schweren Taschen vorn bequem und stabil freihändig fahren kann.

Noch ein lustiger Kommentar, den ich grad gelesen habe: der Telefonica-COO Markus Haas meint folgendes zum mobilen Datenverbrauch:
“In einigen Ländern in Europa liegt der Durchschnittswert inzwischen schon bei 4 und 5 GB, in Deutschland sind es nicht einmal 1 GB. Darf man jemanden als Vollpfosten bezeichnen, wenn man’s begründen kann? Da es in Deutschland fast nur Volumentarife (sogenannte flatrates mit brutaler Drosselung nach Aufbrauchen des Inklusivvolumens) gibt und die bezahlbaren fast alle bei 1GB Daten im Monat aufhören, ist das kein Wunder. Belastbare Zahlen zur mobilen Datenmenge hierzulande konnte ich keine finden, aber bei mir persönlich sind’s etwa 30-40GB pro Monat und ich kenne noch jemanden, bei dem das auch so viel ist. Ungedrosselt, unlimitiert und sehr gut verfügbar, auch in schnellen Zügen. Mein Live-Internet-Radiostream ist jedenfalls von Wil bis Lausanne nicht abgebrochen. Bei imode von eplus damals (etwa 2001) war’s doch das Gleiche: die Nutzungszahlen sind brutal eingebrochen, nachdem der Datentransfer bepreist wurde. Hätten sie das gratis belassen, hätten da viel mehr Dienste viel schneller entstehen können.

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