Kantonalschützenfest mit Bundesrat

Wil ist in diesem Jahr die Gastgeberstadt des St. Galler Kantonalschützenfestes und zu diesem Zweck fand gerade eben ein öffentliches Ereignis auf dem Hofplatz direkt um die Ecke statt. Diverse Gäste aus Stadt- und Landespolitik waren zugegen und durften was erzählen. Letztes Jahr waren es Altbundesräte, diesmal war der letztjährige Bundespräsident und Bundesrat Ueli Maurer als Festredner eingeladen. Als Vorsteher des Verteidigungs- und Sportdepartements und Angehöriger der SVP ist das natürlich die passende Wahl. Am Anfang waren einmarschierende Schützen an der Reihe, am Ende drei ordentliche Salutschüsse aus echten Kanonen und dazwischen gab es mehrere Reden. Am besten gefiel mir Uelis Aussage, dass ihm der Dialekt der Ostschweizer Frauen sehr gut gefalle, das kann ich nämlich ganz klar bestätigen.

Da geht man mal unvorbereitet auf den Hofplatz und plötzlich steht der Bundesrat da rum. Könnte mit einem quasi gleichgestellten Bundesminister in Deutschland sicher nicht passieren.
Da geht man mal unvorbereitet auf den Hofplatz und plötzlich steht der Bundesrat da rum. Könnte mit einem quasi gleichgestellten Bundesminister in Deutschland sicher nicht passieren.
Schützeneinmarsch.
Schützeneinmarsch.
Die Jungbevölkerung setzt Prioritäten in der Landesverteidigung und beim Fussball.
Die Jungbevölkerung setzt Prioritäten in der Landesverteidigung und beim Fussball.
Der Bundes-Ueli vorm Baronenhaus.
Der Bundes-Ueli vorm Baronenhaus.
Ein eingemauerter Wiler Bär.
Ein eingemauerter Wiler Bär.
Die drei Salutkanonen.
Die drei Salutkanonen.

Sinnlose Lautstärke

Alle Welt regt sich über Verkehrslärm auf; ja, es soll sogar Zeitgenossen geben, die schön ruhig im Grünen wohnen wollen und sich dann einen schön laut röhrenden Porsche vor die Tür stellen, während sie sich gleichzeitig über Flug- und Zugslärm beschweren. Bekloppterweise machen da Fahrzeughersteller auch noch mit, z.B. Harley Davidson, indem sie einem ziemlich geräuschlosen Elektrofahrzeug die Lautstärke verpassen, die ihm vermeintlich gebührt. Das Ziel jedes Fahrzeug-Sounddesigners (so sinnfrei der Job an sich schon ist) sollte sein, das Fahrzeug nach aussen so leise wie möglich zu machen. Als liberaler Anreiz wär’s doch ganz einfach: der Lärm, der draussen entsteht, hat auch im Fahrzeug selbst zu herrschen. Oder alternativ einfach die Lärmverursachung besteuern, um die externen Kosten des Fahrzeugbetriebs dem Fahrzeugbesitzer deutlich zu machen. Pro 3dB mehr Geräuschpegel (gemessen in verschiedensten Betriebsmodi, um “Optimierungen” der Fahrzeughersteller auf den Messzyklus auszuschliessen) zahlt man dann einfach 1’000 CHF mehr Steuern. Oder wenn doch mal eine streckenbezogene Maut käme, was ja in Deutschland grad mit der geplanten Autobahnvignette für Ausländer wieder vergeigt wurde, zahlt man eben pro Kilometer einfach fünf Rappen mehr.

Wer braucht da noch Verbote? Bei Trassenpreisen für lärmende Güterwagen auf den Bahnstrecken funktioniert es doch hierzulande offenbar auch mit einem Bonussystem, auch wenn es da laut der BAFU-Studie durchaus noch Verbesserungspotential gibt.

Und wenn ich noch mehr Tipp- und Grammatikfehler in meiner Umgebung sehe, fang ich bald an wie der Schüler mit Tesco. Es sind tatsächlich zahlreiche Sprachschänder am Werk und deren beliebtestes Werkzeug sind häufig Powerpoint-Folien, gespickt mit Deppenapostrophen, Deppenleerzeichen und inhaltlich für mich bedeutungslosem Phrasendreschen. Immerhin stemme ich mich dagegen, wann immer ich die Möglichkeit dazu habe. Dann doch lieber ein paar NZZ-Infografiken, die mir nicht im Text vorgekaut werden, sondern bei denen mir zusätzliche Hintergründe genau dort geliefert werden, wo sie mir fehlen. Zu diesem Stil passt auch das neulich in der NZZ empfohlene Buch Reden, die Geschichte schrieben: Originaltext der Reden und vorgängig jeweils der geschichtliche, politische und gesellschaftliche Kontext der Rede. Aber Tippfehler gibt’s in dem Buch auch. Zumindest ist es aber nicht so saumässig lektoriert wie Payback vom viel zu früh verstorbenen Frank Schirrmacher, bei dem ich dazumal beim Lesen ständig über die Fehler gestolpert war.