Langer Planungshorizont

Zahlendreher? Oder die Wahrheit?
Zahlendreher? Oder die Wahrheit?
Ich schreibe ja deutlich mehr Blogeinträge als Onlinekommentare und auch noch davon mehr als Leserbriefe. Aber bei dem nebenstehenden Ausschnitt aus dem NZZ-Artikel “Kein Silberstreifen am Horizont” vom 27.04.2013 (Wirtschaftsteil), konnte ich mir einen satirischen Leserbrief nicht verkneifen. Es geht um Spanien, dessen Konjunkturaussichten, Schuldenstand und Arbeitslosigkeit, also das Übliche, was derzeit durch die Presse geht. Wer die grösste Jahreszahl in dem Artikel findet, kann sich denken, was ich für einen Leserbrief geschrieben habe. Das wäre das erste Leitmedium der westlichen Welt, das schreibt, was eigentlich alle wissen sollten.

Ein Update am Sonntagabend: inhaltlich hat mir die Redaktion sowohl den offensichtlichen Zahlendreher als auch meine Befürchtungen bestätigt. Klasse Zeitung!

Schweiz als Prügelknabe

Ausnahmsweise muss ich doch mal der Süddeutschen ein Kompliment für ihren heutigen Artikel Warum die Schweiz Europas liebster Prügelknabe ist aussprechen. Anlass für den Artikel ist die Anrufung der Ventilklausel durch die Schweiz, wodurch die Zuwanderung aus der EU für länger Bleibende (u.a. sog. B-Bewilligung, wie ich sie habe) bis Mai 2014 um ein paar tausend Personen reduziert wird.

Ein paar denkwürdige Zitate aus dem Artikel:

Mal angenommen, jedes Jahr würden 800.000 Wirtschaftsflüchtlinge aus allen Teilen der Europäischen Union in Deutschland Lohn und Brot suchen – zusätzlich zu den rund vier Millionen Polen, die in den vergangenen Jahren immer mehr Berufe erobert haben, von der Aldi-Kassiererin bis zum Akademiker? Wie gelassen würde die Politik reagieren? Wie verhalten wären die Schlagzeilen der Bild?

All die Zahnärzte, Anwälte und Mittelständler sind freiwillig gekommen. Und zwar nicht immer nur, um Steuern zu hinterziehen, sondern häufig, weil sie dem Franken und einer Schweizer Bank mehr vertrauen als dem Euro und der Deutschen Bank.

Auch all jene europäischen Arbeitnehmer in Luzern und Lausanne wurden nicht von eidgenössischen Söldnertrupps gefangen und als Zwangsarbeiter über die Grenze verschleppt. Sie kamen ebenfalls aus freien Stücken, weil sie in der Schweiz gut bezahlte Stellen und gute Arbeitsbedingungen vorfanden.

Für mich der wichtigste Satz:

Das aber erzeugt Neid.

Wenn dieser Neid nur endlich dazu führen würde, dass man sich an die eigene Nase fasst und vor der eigenen Haustür kehrt, wäre schön viel gewonnen.

Und noch was am Rand: in Norwegen wird es voraussichtlich ab dem Jahr 2015 die allgemeine Wehrpflicht auch für Frauen geben. Gleiche Rechte, gleiche Pflichten. Jetzt muss man nur noch die Männer zum Kinderkriegen verpflichten 🙂

Hoeneß und die Enteignung

Die Steuerschulden eines Uli Hoeneß beschäftigen ja gerade mal wieder die deutschen Medien zur Genüge. Aber dass die Schweiz da mit hineingezogen werden soll, ist eine echte deutsche Heuchelei und purer Neid auf den Nicht-EU-Nachbarstaat, in dem alles so gut läuft. Dass Hoeneß irgendwelche Steuern nicht gezahlt hat, ist nicht in Ordnung, schon gar nicht, weil es ihm auch mit gezahlten Steuern recht gut gehen sollte. Aber dass er absolut rational denkt und handelt und vor dem Hintergrund der andauernden Euro-Krise sein Geld in einen (sichereren, wenn auch nicht absolut sicheren) Drittstaat verschiebt, kann man ihm weder verdenken noch verwehren. Die geplante und dann doch nach Protesten schnell wieder abgeblasene Wochenendenteignung auf Zypern war doch ein prima Testballon in einem Kleinstaat der Euro-Peripherie für das, was auch in anderen Euro-Staaten noch kommen wird. Wer sein Geld (was immer das auch wert sein mag) nicht lange vorher woanders hinbringt oder schlau verteilt, hat einfach Pech gehabt: per Dekret werden Überweisungen verboten, Geldauszahlungen am Automaten limitiert und Spareinlagen um einen gewissen Prozentsatz gekürzt. So schnell kann das gehen. In den letzten paar Jahren sind die Schulden der Banken über diverse Mechanismen zu Staatsschulden geworden und die müssen jetzt halt abgetragen oder weginflationiert werden. Das ist Kapitalismus, wie er im Buche steht.

Sendungsbewusstsein

Sendungslogo auf allen Kanälen
Sendungslogo auf allen Kanälen
Ein paar Impressionen von meinem zweiten Besuch bei Giacobbo/Müller, dem Late Service Public am Sonntagabend des Schweizer Fernsehens. Diesmal waren wir früh genug da, um auch einen Sitzplatz, gleich in Reihe 4, zu bekommen.

Mike Müller, Viktor Giacobbo und der ewig schlechtgelaunte Bassist aus Appenzell Ausserrhoden
Mike Müller, Viktor Giacobbo und der ewig schlechtgelaunte Bassist aus Appenzell Ausserrhoden
Die Sendungsuhr, die mit Sendungsbeginn zu laufen anfängt.
Die Sendungsuhr, die mit Sendungsbeginn zu laufen anfängt.

SBB CFF FFS

Neulich, im Zug, Papa mit Sohn, es entspann sich folgender Dialog:

Sohn (zeigt auf den Schriftzug SBB CFF FFS) “Papa, was bedeuten die Buchstaben da?”

Papa: “SBB steht für Schweizer Bundesbahnen, die anderen Abkürzungen sind in anderen Sprachen.”

Sohn: “Warum sind das andere Sprachen? Ist das Englisch?”

Papa: “In der Schweiz gibt’s mehrere offizielle Sprachen. Wir sind da viersprachig: Schweizerdeutsch, Deutsch, Französisch, Italienisch, (stutzt), Rätoromanisch, nein, sogar fünfsprachig. Aber Englisch ist hier nicht so verbreitet.”

Soso, sein Sprachranking beginnt also glatt mit der nicht-offiziellen Landessprache 🙂

(Zur besseren Lesbarkeit wurde der Artikel ins Hochdeutsche transkribiert.)

Glasfaser wird beleuchtet

Der Entscheid ist jetzt meinerseits für 30 MBit/s symmetrische Glasfaserbandbreite gefallen. Mein Vertrag mit UPC Cablecom ist auf Ende Juli gekündigt und für den Juli werde ich dann wohl übergangsweise Glasfaser und Kabelinternet haben, aber nur ersteres nutzen. 2002 in Magdeburg war ich ja über 2.5 MBit/s Gesamtbandbreite glücklich, aber die würden mir heut grad nicht mehr reichen. Mal sehen, ob die Fritz!Box das schafft. Anbieter wird voraussichtlich iway.ch.

Nachher geht’s zum zweiten Mal zu Giacobbo/Müller nach Zürich ins Kaufleuten. Mal sehen, ob die Warnhinweise vor der Sendung wieder die gleichen sind, das kenn ich ja schon von der Magdeburger Zwickmühle.

Glasfaser im Wohnzimmer

Grundversorgung (v.r.n.l.): Strom, Swisscom, Glasfaser
Grundversorgung (v.r.n.l.): Strom, Swisscom, Glasfaser

Einen Glasfaser-Backbone hatte ich ja in der Coquistrasse schon mal selbst vor dem Verlegen des Laminats eingezogen, aber jetzt hab ich auch nach draussen vier Fasern, momentan bis 200 MBit/s symmetrisch bestellbar, technisch aber prima bis 1GBit/s. Das Einziehen der Faser und das Setzen der Dose ging gerade mal eine Viertelstunde, ich konnte den Monteuren nicht mal einen Kaffee machen.